Durch das tiefe Tal zurück zum Platz an der Sonne

Die Krise der deutschen Solarindustrie muss nicht ihr Ende sein, meint Claudia Kemfert vom DIW in Berlin.

Berlin. Mehrere Nachrichten aus der Solarbranche machten zuletzt Schlagzeilen. Einem der größten und wichtigsten Unternehmen der Solarindustrie geht es schlecht: Die Gläubiger von Solarworld mussten einem kräftigen Schuldenschnitt zustimmen, damit Solarworld überlebensfähig bleibt. Fast zeitgleich war zu lesen, dass in Brandenburg einer der größten Solarparks in Europa eröffnete. Wie passt dies zusammen?

Solarenergie wird immer preiswerter, daher steigt — wenn auch in deutlich geringerem Umfang — die Nachfrage. Der Solarbranche hilft das derzeit aber wenig: Sie leidet vor allem unter einem enormen Kosten- und Wettbewerbsdruck und sehr hohen Überkapazitäten. Die Branche ist stark gewachsen. Waren es im Jahr 2004 noch knapp 25 000 Beschäftigte in der Solarindustrie in Deutschland, lag die Zahl im Jahr 2011 bereits bei über 125 000 Beschäftigten. Dieses rasante Wachstum konnte nicht von Dauer sein.

Durch den starken Zuwachs von Firmen auch im Ausland — insbesondere in Asien — hat der Wettbewerbsdruck noch weiter drastisch zugenommen. Aber auch dort macht der erhebliche Kostendruck den Firmen vor Ort zunehmend zu schaffen. Der Konkurrenzkampf geht soweit, dass einige Unternehmen zu wettbewerbswidrigen Methoden greifen: So haben die USA und Europa festgestellt, dass insbesondere chinesische Solarunternehmen ihre Solarmodule zu Preisen unterhalb der Produktionskosten verkaufen. Diese Entwicklung ist einerseits gut für den Verbraucher, da die Kosten sinken. Andererseits erhöht sie den Druck auf existierende Firmen.

Die USA haben aufgrund des Preisdumpings aus China kräftige Importzölle verhängt. Europa hat sich angeschlossen und ebenfalls Importzölle verhängt, wenn auch sehr viel niedrigere und somit kaum wirksame.

Der Markt wird sich kurzfristig kaum entspannen. Im Gegenteil: Unternehmen auch in China, den USA und in ganz Europa werden immer mehr unter Druck geraten. Doch dieses Tal müssen die Hersteller durchschreiten. Denn die Nachfrage nach Solarenergie steigt mittelfristig weiter. Mit sinkenden Kosten wird die Sonnenenergie in vielen Regionen, auch in Schwellen- und Entwicklungsländern, immer populärer. Solarfirmen werden davon profitieren können.

Entscheidend für ihren künftigen Erfolg ist, innovative Solartechnologien anzubieten, die eine Systemintegration und Speicherfähigkeit des produzierten Stroms ermöglichen. Gerade in sonnenreichen Regionen der Welt werden Solarkraftwerke dauerhaft an Bedeutung gewinnen. Deutschland geht mit der Energiewende nicht nur für sich selbst den richtigen Weg, sondern ebnet als Technologieführer auch den Weg für den weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Solarenergie ist nicht am Ende, sie steht erst am Anfang.