E10 könnte Lebensmittel teuerer machen
Berlin (dpa) - Lebensmittel werden teurer - auch, aber nicht nur als Folge von Biosprit wie E10. Die Lebensmittelpreise könnten in diesem Jahr um bis zu 3 Prozent steigen, bei einigen Waren auch noch stärker, sagte eine Sprecherin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).
Getreide und Raps würden verstärkt für Biokraftstoffe eingesetzt. „Die zusätzliche Nachfrage nach Getreide und Raps führt so zu Preissteigerungen, die die Kosten für die Lebensmittelherstellung erhöhen.“
Das Bundeslandwirtschaftsministerium warnte aber, nur E10 für die steigenden Preise verantwortlich zu machen. „Der Faktor E10 beeinflusst die Agrarrohstoff-Preise und damit die Preise der Lebensmittel allenfalls in sehr geringem Umfang“, sagte ein Sprecher. Für steigende Preise seien vor allem die wachsende Weltbevölkerung, mehr Wohlstand, teurere Rohstoffe und Ernteausfälle verantwortlich.
Die Rohstoffpreise könnten aus Sicht der Wirtschaft stark steigen. „Bei Produkten aus Schweine und Rindfleisch rechnen wir mit Preiserhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent“, sagte BVE-Chef Jürgen Abraham der „Bild“. Käse und Joghurt könnten 10 bis 15 Prozent teurer werden.
Beim Mästen der Tiere werden laut Zeitung drei Kilogramm Getreide für ein Kilo Fleisch benötigt. Der Geschäftsführer des Fleischwarenherstellers Tönnies Fleischwerk, Clemens Tönnies, sagte: „E10 verschärft den Preisdruck dramatisch, weil viel Futtermittel in die Biogas- und Bioethanolgewinnung verschwindet.“
Die Bäcker warnten in der „Bild“ vor höheren Preisen für Backwaren von drei bis fünf Prozent. Geflügelfleisch und Hühnereier werden nach Ansicht der PHW-Gruppe, der die Marke Wiesenhof vertreibt, 10 bis 15 Prozent teurer. Die deutschen Bierbrauer rechnen mit rund 25 Cent mehr pro Kiste Bier.
Mit jeder 50-Liter-Tankfüllung des Bio-Benzins E10 laufen nach Informationen der Zeitung 15 Kilogramm Getreide in den Tank. Nach Angaben von Greenpeace wurden über 140 Millionen Tonnen Getreide im vergangenen Jahr für Biosprit verbraucht.
Der Deutsche Bauernverband sieht keine deutliche Verteuerung von Lebensmitteln durch Biosprit. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner kritisierte: „Da setzen wir 2 bis 5 Prozent unserer Produktion für Biokraftstoffe ein, um die Abhängigkeit der deutschen Autofahrer von (dem libyschen Machthaber Muammar al) Gaddafi und anderen Öldespoten zu vermindern und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun, dann wird dies völlig unsachlich kritisiert.“
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie wandte sich gegen eine Verteufelung des Anbaus von Energiepflanzen. „Getreide hat nur einen Anteil von 4,4 Prozent an den Kosten für ein Brot“, sagte Verbandsgeschäftsführer Elmar Baumann. Die FDP im Bundestag erklärte, E10 sei wichtig, um die Abhängigkeit von Erdöl zu verringern.