E10 soll auf Touren kommen
Der Biosprit bleibt — er soll aber künftig besser beworben werden.
Berlin. Von der „Zankstelle E10“ war die Rede, von Chaos und Dilettantismus. Den Schuldzuweisungen der vergangenen Tage folgte nun ein „Benzin-Gipfel“ mit dem Ergebnis: „Augen zu und durch“. Jetzt sind die Verbraucher am Zug. Sie werden an der Tankstelle über den Biosprit abstimmen.
Hinter verschlossenen Türen wurde am Dienstag kontrovers diskutiert. Von teils skurrilen Diskussionen war die Rede. So habe ausgerechnet der Mineralölwirtschaftsverband eine Umfrage präsentiert, wonach die Mehrheit der Autofahrer E10 ablehne.
Doch bei der anschließenden Pressekonferenz lässt CDU-Vize Norbert Röttgen keinen Zweifel: Der Biosprit bleibt. Er holt die große Keule raus und listet die Folgen der Alternative auf, wenn man weiter einseitig auf Öl setze. Und er fragt, ob die schlimmen Bilder der Ölpest im Golf von Mexiko schon vergessen seien? Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle betont, alle seien sich einig, dass alle besser informieren müssen.
Schon an Tankstellen soll ein Blick in die 23 Seiten lange Liste der Deutschen-Automobil-Treuhand möglich sein, wo alle E10-verträglichen Modelle aufgeführt sind. Und die Automobilhersteller wollen haften, wenn der Motor E10 doch nicht verträgt. Doch haften die Hersteller auch nach fünf, sechs Jahren noch bei Motorschäden? Das steht bisher nicht zur Debatte.
Lässt sich das Projekt noch ins Positive fahren? Aus Teilnehmerkreisen heißt es: Ja, wenn alle sich an das halten, was vereinbart ist. Das entscheidet sich in den nächsten Tagen. Bisher ist E10 weit hinter den Erwartungen zurück: Nur 40 Prozent des verkauften Super-Kraftstoffs sind bisher E10 statt der erwarteten 90 Prozent, teilte Röttgen mit.
Doch wie lange hält die mühsam kreierte Einheitsfront? Klaus Picard, einflussreicher Chef-Lobbyist der Mineralölbranche, verspricht mehr Werbung: „Das Produkt wartet“, sagt er mit Blick auf volle E10-Tanks in Raffinerien und an Tankstellen. Doch dass jetzt auch rasch die Einführung an den noch 8.000 E10-freien Tankstellen startet, sagt er nicht.
Es gibt zudem Sorgen, mit E10 werde die Abholzung der Regenwälder forciert. Und viele denken, E10 sei in Sachen Klimaschutz eine Mogelpackung. „Allein ein Tempolimit von 120 auf den Autobahnen und die Produktion sparsamer Autos würde mehr Klimagase reduzieren als alle Biokraftstoffe“, sagt BUND-Chef Hubert Weiger.