EADS: Schwerer Stand für Gewerkschaft
Im Fall EADS sieht auch IG Metall kaum Abhilfe.
München. Vom Zorn des jüngsten EADS-Aktionstages ist bei der IG Metall nicht viel geblieben. Nach ersten Berichten über den Abbau Tausender Arbeitsplätze in der neuen Rüstungssparte von Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS hatte die Gewerkschaft Ende November noch Tausende Mitarbeiter vor die Werkstore gerufen. Nun ist klar: der Konzern will bis 2016 rund 5800 Jobs streichen, den größten Teil davon in Deutschland. Zwar erklärt die IG Metall, dass sie betriebsbedingte Kündigungen nicht hinnehmen werde — doch statt zorniger Empörung sendet die Gewerkschaft konstruktive Signale an Konzernchef Tom Enders.
„Ich versuche immer gefasst zu bleiben“, sagt Betriebsratschef Rüdiger Lütjen. „Wir gehen davon aus, dass die Verhandlungen Monate dauern werden“, sagt er. Genau wie die IG Metall-Führung weiß der Betriebsrat, dass sich die Gewerkschaft gerade in Fragen der Rüstungsindustrie auf vermintem Gelände bewegt, denn auch die IG Metall versteht sich als Friedensgewerkschaft.
Für Gewerkschaftsvorstand Jürgen Kerner eine Herausforderung, aber eine lösbare. „Diesem Spagat hat sich die IG Metall noch immer gestellt“, sagt er. Wie Lütjen weiß aber auch Kerner, dass EADS trotz der Milliardengewinne, die der Konzern dank der Flugzeugtochter Airbus hat, im Bereich der Rüstung vor riesigen Problemen steht.
Die Staaten in Europa sparen und kürzen Bestellungen. Neue Kunden, etwa für das Kampfflugzeug Eurofighter, sind nicht in Sicht. Der Export von Waffen ist aus politischen Gründen streng reglementiert, und der Weltmarkt wird vor allem von Rivalen wie etwa Boeing beherrscht.
Enders sieht die Zeit davonlaufen. Noch für zwei Jahre reicht das Auftragspolster, beim Eurofighter gibt es noch bis 2017 Arbeit. Es müsse daher jetzt gehandelt werden, sagt der Manager — und weist den Vorwurf, nur die Rendite steigern zu wollen, zurück und fragt: „Ist es gutes Management, zu warten, bis man gegen die Wand fährt?“ Einig sind sich Enders und die Arbeitnehmervertreter darüber, dass viele Probleme des Rüstungsgeschäfts nicht hausgemacht sind. Vor allem das Umfeld sei schuld — und deswegen auch die noch amtierende schwarz-gelbe Bundesregierung in Berlin. Die hatte nämlich die Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems verhindert.
Dabei hätte der Zusammenschluss aus Enders‘ Sicht beiden geholfen, neue Märkte zu erschließen, Kosten zu sparen und Jobs zu sichern. Für deutsche Standorte hatte Enders sogar eine Jobgarantie abgegeben. Enders hatte nach dem Scheitern gesagt, dass nun alles auf den Prüfstand müsse. Nun sollen Tausende Stellen weg.