EADS verdient trotz brummenden Geschäfts weniger

Paris (dpa) - Überquellende Auftragsbücher machen noch keinen Gewinn: Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS hat im ersten Halbjahr trotz eines reißenden Flugzeugabsatzes weniger verdient als ein Jahr zuvor.

Während das Geschäft mit Flugzeugen und Hubschraubern mehr Profit abwarf, drückten der schwache Dollar und das britische Pfund auf das Ergebnis, wie der Konzern mitteilte.

Unter dem Strich verdiente EADS im ersten Halbjahr 109 Millionen Euro - 41 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Grund dafür sind die Dollar- und Pfund-Bestände auf den Konten des Konzerns, die deutlich an Wert verloren. Ob EADS im Gesamtjahr den Vorjahresgewinn von 553 Millionen Euro übertreffen kann, hängt laut EADS-Chef Louis Gallois ebenfalls vom Dollar ab.

Im eigentlichen Geschäft lief es zwischen Januar und Juli weitaus besser. Der Umsatz kletterte um acht Prozent auf 21,9 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen auf Unternehmenswerte und außerordentlichen Posten - bei EADS als EBIT bezeichnet - legte um 39 Prozent auf 563 Millionen Euro zu. Die EADS-Aktie reagierte an der Pariser Börse zunächst mit einem Kursrutsch auf die Nachrichten und legte später leicht zu auf 24,31 Euro.

Anlass zum Jubel gaben die Auftragsbücher. Getrieben vom Erfolg des neuen Airbus-Kassenschlagers A320neo, verbuchte EADS im ersten Halbjahr Neubestellungen für 58,1 Milliarden Euro, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Laut EADS-Chef Gallois hat Airbus seit der Vorstellung des Modells im Dezember bereits Aufträge und Kaufverpflichtungen für rund 1200 Maschinen eingesammelt. Dazu gehört unter anderem der Auftrag von American Airlines über 260 Maschinen, mit dem Airbus nach Jahrzehnten der Durchbruch auf dem US-Markt gelang.

Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand bei Airbus insgesamt Festaufträge für mehr als 1000 Flugzeuge, dieses Ziel ist bereits erreicht. Das sind fast doppelt so viele Maschinen, wie Airbus in einem Jahr liefern kann. Selbst nach Abzug von Stornierungen werden die Auftragsbücher immer dicker. In diesem Jahr sollen weiterhin 520 bis 530 Flugzeuge die Werkshallen verlassen.

Nun kann Airbus die Produktionsrate für die absatzstarken Mittelstreckenflieger gar nicht so schnell anheben, wie es angebracht wäre. „Nicht die maximale Kapazität unserer Fertigungswerke ist unsere Hauptsorge, sondern die unserer Zulieferer“, sagte Gallois. Viele von ihnen lieferten auch dem Konkurrenten Boeing zu, der seine Produktion ebenfalls hochfahren will. Überlegungen für den Bau eines neuen Fertigungswerkes gebe es aber noch nicht, sagte Gallois. Ab Oktober kommenden Jahres sollen jeden Monat 42 Maschinen der A320- und A320neo-Familie fertig werden.

Im Rüstungsgeschäft litt EADS weiter unter den Kürzungen in den europäischen Rüstungsetats. Der Umsatz der Sparte Cassidian, die unter anderem den Kampfjet Eurofighter baut, ging um zwei Prozent zurück. Das EBIT fiel gar um knapp ein Fünftel. Besser lief es für den Hubschrauber-Hersteller Eurocopter, der seinen Gewinn weit stärker steigern konnte als den Umsatz. Die Raumfahrttochter Astrium verdiente trotz höherer Erlöse etwas weniger als ein Jahr zuvor.

Unterdessen hält der Vorstand nach weiteren Übernahmezielen Ausschau. Nach der Übernahme des kanadischen Wartungsunternehmens Vector hat der Konzern die Übernahme des Luftverkehrs-Management-Spezialisten Metron Aviation und des Ersatzteil-Anbieters Satair angeleiert. EADS-Finanzchef Hans Peter Ring kündigte für das zweite Halbjahr 2011 weitere Zukäufe an - die Kriegskasse sei gut gefüllt.