Ein Drittel der Arbeitsplätze in NRW soll wegfallen Edeka plant offenbar schon jetzt Stellenstreichungen bei Kaiser's Tengelmann

Düsseldorf (AFP) - Bei der Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann will der Marktführer Edeka Zeitungsberichten zufolge doch nicht auf Stellenstreichungen verzichten. In Nordrhein-Westfalen sollen mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze wegfallen und rund die Hälfte der 129 Supermärkte in Netto-Discounter mit weniger Personal umgewandelt werden, berichteten die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ und das „Handelsblatt“ am Montag.

Symbolbild

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Sie beriefen sich auf die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die derzeit mit Edeka Tarifverträge aushandelt.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte für die Übernahme der Kaiser's-Tengelmann-Filialen im März eine Ministererlaubnis erteilt und damit ein Nein des Bundeskartellamts überstimmt. Die Erlaubnis ist allerdings mit harten Auflagen verbunden und kann bei Verstößen wieder zurückgezogen werden. Voraussetzung sind unter anderem Tarifverträge mit Verdi und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), mit denen so gut wie alle 16.000 Jobs bei Kaiser's Tengelmann vorerst gesichert werden.

Eine Einigung mit Verdi und NGG sei jedoch „nicht in Sicht“, zitierte das „Handelsblatt“ einen Betriebsrat, der an den Verhandlungen zwischen Edeka und Verdi teilnimmt. Die Positionen seien weit voneinander entfernt.

So wolle Edeka das Dienstleistungszentrum in Mülheim komplett schließen und den 424 Mitarbeitern dort keine Weiterbeschäftigung anbieten, berichteten „Handelsblatt“ und „WAZ“ unter Verweis auf Verdi. Von den 129 Kaiser's-Tengelmann-Filialen in NRW sollten 61 auf das Format des Edeka-Discounters Netto umgestellt werden, 29 würden nach den Plänen in eine eigenständige GmbH der Edeka übergeleitet. Für die Beschäftigten in den restlichen Filialen biete Edeka keine Arbeitsplätze an.

Den Berichten zufolge sollen nach den Plänen von Edeka auch die Regionalverwaltung und das Logistikzentrum in Viersen geschlossen werden. Nur für 50 Prozent der Beschäftigten werde ein Ersatzarbeitsplatz angeboten. Edeka wollte sich nicht zum Stand der Tarifverhandlungen äußern und verwies auf laufende Verhandlungen.

Politiker von Union und den Grünen zeigten sich überrascht, dass Edeka bereits jetzt Stellenstreichungen plane. „Ich hätte nicht erwartet, dass Edeka so kurzfristig Stellenstreichungen ankündigt und Gabriel damit vorführt“, sagte die wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen, Katharina Dröge, dem „Handelsblatt“. „Das zeigt, wie naiv es war von ihm zu glauben, man könne Edeka daran hindern, Mitarbeiter zu entlassen.“ Die Überlegungen von Edeka seien ein „Schlag ins Gesicht der Beteiligten“, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Gitta Connemann.