Ein heißer Stuhl für RWE-Chef Peter Terium

Der Stromversorger steht vor einer turbulenten Hauptversammlung.

Foto: Rolf Vennenbernd

Essen. RWE-Chef Peter Terium sitzt bei der Hauptversammlung des Energieriesen am Mittwoch auf dem heißen Stuhl: Er muss den Aktionären die ersten Milliardenverluste seit dem Krieg erklären, für die geplante Halbierung der Dividende auf einen Euro werben und obendrein noch einen Vorratsbeschluss für eine mögliche spätere Kapitalerhöhung durchbringen.

Zu allem Überfluss ist einer der wenigen sicheren RWE-Gewinnbringer, die Braunkohle, durch den überraschenden NRW-Beschluss zur Verkleinerung des Abbaugebietes im Rheinischen Revier in die Diskussion geraten. Das könnte neuen Gegenwind bringen. Und dass der hoch verschuldete Konzern seine Ertragsperle Dea im aufziehenden Ukraine-Konflikt mit Russland ausgerechnet an einen russischen Oligarchen verkaufen will, gefällt auch nicht allen Anteilseignern.

Die Anfang März verkündeten tiefroten Zahlen entstehen vor allem durch hohe Abschreibungen auf konventionelle Kraftwerke, die durch den abgestürzten Strompreis an der Börse kein Geld mehr verdienen.

Für die Dividendenhalbierung auf einen Euro haben die Aktionäre offensichtlich mehrheitlich Verständnis. Mehrere Aktionäre wünschen sich sogar, dass die Dividende noch stärker auf 50 oder 60 Cent verringert wird, und das Unternehmen das gesparte Geld in erneuerbare Energie steckt.

Den Kommunen, der mit 25 Prozent wichtigsten Aktionärsgruppe, tut der Verzicht auf Millionendividenden sehr weh. Städte und Stadtwerke im Ruhrgebiet hatten das Geld in ihren Finanzplanungen längst veranschlagt. Zudem mussten mehrere Kommunen ihre RWE-Aktienpakete zu Anfang April wertberichtigen, weil der Kurs über die vergangenen Jahre so stark gefallen ist. Mülheim musste etwa 480 Millionen Euro abschreiben, Essen verlor buchhalterisch 680 Millionen Euro und damit fast sein ganzes Eigenkapital.