Ein neues Gesicht für ein neues Image
Der Niederländer Peter Terium soll beim RWE-Konzern die Weichen für die Zeit nach der Atomkraft stellen.
Düsseldorf. Bei RWE bleibt kaum ein Stein auf dem anderen: Mit dem Niederländer Peter Terium kürte der zweitgrößte deutsche Energieversorger nicht nur einen neuen Chef für die Zeit ab Sommer 2012. Auch einen drastischen Umbau für den Durchbruch in eine „grüne Zukunft“ kündigte der Konzern an.
Das Gesicht von „Atom-Dino“ Jürgen Großmann passt da nicht mehr hinein. Der Manager hatte sich wie kein anderer aus der Branche mit Leidenschaft für die Atomkraft eingesetzt und im Herbst vergangenen Jahres bei Bundeskanzlerin Angela Merkel die Laufzeitverlängerung durchgeboxt. Doch spätestens nach der Nuklearkatastrophe in Japan bröckelte sein Image.
Terium, ab Juli 2012 der neue Mann an der RWE-Spitze, ist als gelernter Steuerprüfer und einstiger Chefcontroller bei dem Versorger zwar eher ein Mann der Zahlen. Doch ihn kann RWE gut gebrauchen. Der Versorger muss sein Geschäft ähnlich wie Wettbewerber Eon nach der Entscheidung zum Atomausstieg in Deutschland mit aller Macht auf Kurs bringen. Durch den Ausstieg fehlen dem Konzern, bei dem die Atomenergie bis vor kurzem etwa zehn Prozent der gesamten Erzeugungskapazität ausmachte, mehrere Milliarden Euro in der Kasse.
Es geht nicht nur um Gewinneinbußen, nachdem die RWE-Meiler Biblis A und B keinen Strom mehr produzieren. Auch Rückstellungen für den Rückbau sowie Abschreibungen auf neue Brennstoffstäbe schlagen zu Buche. So soll der Gewinn in diesem Jahr nun noch deutlicher zurückgehen als erwartet.
Neben den Folgen des Atomausstiegs belasten das Unternehmen auch die Brennelementesteuer, niedrigere Stromerlöse und Probleme im Gasgeschäft, wo alte Lieferverträge noch an den hohen Ölpreis gekoppelt sind. Zudem ist die Verschuldung hoch, was den Ratingagenturen ein Dorn im Auge ist.
Um die Probleme auszubügeln und sich den „grünen Umbau“ — vor allem in Form von Windparks auf hoher See — leisten zu können, erfolgt jetzt der Radikalschlag: RWE will sich von noch mehr Beteiligungen und Randgeschäften trennen, weniger investieren und noch mehr sparen. Eine Kapitalmaßnahme im Volumen von satten 2,5 Milliarden Euro ist der vierte Stein im Baukasten für den RWE-Umbau. Dass das Unternehmen auch eigene Aktien bei einem derzeit wenig erbaulichen Aktienkurs verkaufen will, zeigt, wie brenzlig die Lage für den Konzern ist.