Eisernes Sparen rettet Blackberry
Waterloo (dpa) - Der deutsche Chef Thorsten Heins hat dem angeschlagenen Smartphone-Pionier Blackberry mit seinem strikten Sparkurs etwas Luft verschafft.
Das Unternehmen schaffte im vierten Geschäftsquartal trotz eingebrochener Verkäufe überraschend einen Gewinn. Nun sollen neue Handymodelle mit dem Betriebssystem
Blackberry 10 die Kunden zurückgewinnen.
Das Unternehmen lieferte von seinem neuen Smartphone Blackberry Z10 bis Anfang März eine Million Stück aus. „Unsere Kunden lieben das Gerät“, erklärte Heins am Donnerstag. Die in den vergangenen Jahren arg gebeutelte Aktie stieg im frühen New Yorker Handel um rund vier Prozent auf gut 15 Dollar.
Ein Problem blieb allerdings: Der Hersteller musste sich in seinem vierten Geschäftsquartal (bis Anfang März) noch weitgehend auf seine alten Modelle stützen, die seit geraumer Zeit unter der Konkurrenz von Apples iPhone und Android-Smartphones wie dem Samsung Galaxy S3
leiden.
Die gesamten Blackberry-Auslieferungen schrumpfen verglichen zum Vorjahreszeitraum von annähernd 8 Millionen auf rund 6 Millionen Geräte. Der Umsatz brach um 44 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar ein.
Dank Heins' Sparkurs kam unterm Strich jedoch ein Gewinn von 98 Millionen Dollar (77 Mio Euro) heraus. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Minus von 125 Millionen Dollar aufgelaufen. „Wir haben zahlreiche Änderungen über das vergangene Jahr bei Blackberry vorgenommen“, erklärte Heins am Firmensitz im kanadischen Waterloo.
So strich er 5000 von einst 16 500 Stellen. Dank geringerer Kosten auf der einen Seite und höherer Preise für die neuen Geräte auf der anderen Seite rechnet Heins auch im laufenden Quartal mit schwarzen Zahlen. Dabei steckt das Unternehmen massiv Geld in Werbung, um seine neuen Handys bekannter zu machen.
Vor allem im wichtigen US-Markt waren die einstigen Statussymbole der Manager zu billigen Einsteigergeräten verkommen. Eine breite Fanbasis gibt es dagegen etwa noch in Großbritannien. Insgesamt schrumpfte die Zahl der Blackberry-Nutzer auf 76 Millionen von zuvor knapp 80 Millionen.
Heins hatte Ende Januar das neue Smartphone Blackberry Z10 mit seinem berührungsempfindlichem Bildschirm sowie das Schwestermodell Q10 mit der klassischen Blackberry-Tastatur vorgestellt.
Der Verkauf des Z10 hat je nach Markt aber erst jüngst begonnen, das Modell mit Tastatur folgt etwas später. Analysten waren zuletzt skeptisch, ob die neue Gerätegeneration beim Kunden ankommt.
Die Ausgangsbasis war bescheiden: Im vergangenen Kalenderjahr kam Blackberry nach Zahlen der Marktforschungsfirma IDC lediglich auf einen Marktanteil von 4,6 Prozent - eine Halbierung gegenüber 2011. Die Auslieferungen schrumpften auf 32,5 Millionen Geräte. Zum Vergleich: Samsung kam auf 215,8 Millionen Smartphones und Apple auf 135,9 Millionen iPhones.
Im gesamten Geschäftsjahr fuhr Blackberry einen Verlust von 646 Millionen Dollar ein nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden Dollar im Jahr davor. Damals hieß das Unternehmen noch Research in Motion (RIM). Einer von Heins' Vorgängern, der langjährige Co-Chef Mike Lazaridis, scheidet nun auch aus dem Verwaltungsrat aus, in den er sich zurückgezogen hatte. Der zweite Co-Chef Jim Balsillie hatte sich noch schneller von dem Unternehmen gelöst.