Elektronik-Bauteile aus Japan werden knapp
Berlin/Tokio (dpa) - Die Tsunami-Katastrophe und der Ausfall von Fukushima haben die japanische Wirtschaft schwer getroffen. Die Hersteller von elektronischen Bauteilen kommen mit ihren Lieferungen nicht nach.
Das bekommen jetzt die Unternehmen mehrerer Branchen zu spüren.
Jedes sechste deutsche Unternehmen der IT-Branche habe Lieferengpässe registriert, teilte der Hightech-Verband Bitkom aufgrund einer aktuelle Umfrage am Montag in Berlin mit. Und jedes fünfte erwarte, dass es zu Engpässen kommen wird. „Es ist nicht auszuschließen, dass sich das Problem weiter verschärft“, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer.
Es gebe Anzeichen, dass große Unternehmen etwa in der Automobilindustrie damit begonnen hätten, ihre bisherige Beschaffungspolitik bei Chips und anderen Komponenten zu überdenken, erklärte der Branchenexperte. „Einige Unternehmen spüren schon leichte Preissteigerungen bei Bauteilen, aber die sind im einstelligen Bereich.“ Im Einzelhandel sei wegen des hohen Wettbewerbsdrucks bei Handys, Computern und Geräten der Unterhaltungselektronik nicht mit wesentlichen Preissteigerungen zu rechnen.
Allerdings könnte es merkliche Einschränkungen im Sortiment geben. So drohen hochwertige Spiegelreflexkameras und Objektive aus Japan im Fachhandel knapp zu werden. Bei diesen Produkten gebe es Lieferengpässe in Folge der Produktionsausfälle in Japan, erklärte der Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) in Köln auf dpa-Anfrage. Die Händler verfügten jedoch über gut gefüllte Regale, so dass die Lieferengpässe noch nicht für den Verbraucher zu spüren seien. Bei einzelnen Kameras, Camcordern und Computern rechnet auch der Chef des Elektronikhändlers EP, Jörg Ehmer, mit Engpässen. Der Elektronik-Einkaufsverbund Euronics bereite sich auf Auswirkung und Umsatzeinbußen bis zum Jahresende vor, sagte ein Sprecher in Ditzingen.
Auf längere Wartezeiten müssten sich Käufer von japanischen Autos einstellen. Ein Sprecher von Nissan sagte, ab Ende Mai werde es „sicherlich Auswirkungen geben“. Auch bei Toyota müssen Kunden, die in Deutschland einen Neuwagen bestellen, mit Verzögerungen rechnen. Wegen fehlender Zuliefererteile hatte Toyota auch die Produktion in den USA und in Europa gedrosselt. Der Automobilhersteller hatte bei seinen Kunden um Verständnis geworben, dass derzeit nicht alle gewünschten Fahrzeuge verfügbar seien. Unterdessen nahm Toyota in allen japanischen Produktionsstandorten die Arbeit wieder auf, die nach der Naturkatastrophe vom 11. März unterbrochen worden war.
Beim größten europäischen Autobauer Volkswagen schlagen sich die Folgen des japanischen Jahrhundertbebens noch nicht im Einkauf und in den Lieferketten nieder. „Aktuell gibt es keine Auswirkungen auf die Produktion“, berichtete ein Konzernsprecher in Wolfsburg. Eine eigens einberufene „Task Force“ beobachte aber täglich die weitere Entwicklung. Auch der Autobauer Opel hält weiter an seinen Lieferanten fest. Zwar musste der Hersteller Ende März im Werk Eisenach schon einmal zwei Schichten ausfallen lassen, weil Elektronikkomponenten aus Japan fehlten. „Stand heute ist aber: Die Produktion läuft in allen Werken ohne Einschränkung“, sagte eine Opel-Sprecher in Rüsselsheim. Zudem seien die japanischen Lieferanten ausgesprochen findig. Opel stehe zu seinen Zulieferern: „Wenn Teile knapp werden, unterhalten wir uns, wie wir Engpässe vermeiden und die zeitgerechte Lieferung garantieren können.“
Der Elektronikkonzern Sony musste wegen des Bebens mehrere Fabriken stilllegen. Wegen der anhaltenden Probleme mit der Energieversorgung plant das Unternehmen im Sommer Produktionsunterbrechungen. Bislang könne man auf „umfangreiche Lagerbestände“ zugreifen, sagte eine Sony-Sprecherin der „Financial Times Deutschland“. Potenzielle Lieferengpässe gebe es wegen der Versorgung mit Rohstoffen und Komponenten. Die langfristigen Auswirkungen seien momentan nicht absehbar.