Energie billiger: Verbraucherpreise nur leicht gestiegen

Wiesbaden (dpa) - Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate im Juni erstmals seit Januar wieder gedrückt.

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Die Verbraucherpreise lagen nur um 0,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, teilte das Statistische Bundesamt mit und bestätigte damit eine erste Schätzung. Im Mai hatte die Rate nach vier Anstiegen in Folge noch bei 0,7 Prozent gelegen. Binnen Monatsfrist sanken die Verbraucherpreise leicht um 0,1 Prozent.

Vor allem für Energie mussten Verbraucher weniger bezahlen als im Juni 2014: Mineralölprodukte waren erheblich günstiger (− 10,5 Prozent). Dabei sanken sowohl die Preise für leichtes Heizöl (− 19,2 Prozent) als auch für Diesel (− 11,0 Prozent) und Superbenzin (− 6,3 Prozent) deutlich. Günstiger wurden auch zum Beispiel Umlagen für Zentralheizung und Fernwärme oder Strom. Insgesamt verbilligte sich Energie auf Jahressicht um 5,9 Prozent. Das habe die Jahresteuerung erheblich abgeschwächt, wie die Statistiker betonten: „Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate im Juni 2015 deutlich höher bei plus 1,1 Prozent gelegen.“

Allerdings ist auch diese sogenannte Kernteuerungsrate von 1,4 Prozent im Vormonat gefallen, wie Commerzbank-Ökonom Marco Wagner betonte. Dies sei zu einem Gutteil auf einen Sondereffekt bei Pauschalreisen zurückzuführen: „Weil die Pfingstferien 2015 früher stattfanden als 2014, waren die Preise für Pauschalreisen im Mai gegenüber dem Vorjahr mit 5,3 Prozent vergleichsweise stark gestiegen.“ Im Juni gingen die Preise nun wieder um 4 Prozent zurück.

Hingegen kosteten Nahrungsmittel 1,0 Prozent mehr als im Juni 2014. Vor allem Obst (+ 7,3 Prozent) und Gemüse (+ 5,0 Prozent) waren teurer. Allerdings hat sich der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln gegenüber dem Vorjahr leicht abgeschwächt: Im Mai hatte er noch bei 1,4 Prozent gelegen. Das liegt auch daran, dass Molkereiprodukte (− 5,5 Prozent) sowie Speisefette und Speiseöle (− 5,7 Prozent) günstiger wurden. Auch für Fleisch und Fleischwaren (− 0,4 Prozent) mussten die Verbraucher etwas weniger bezahlen.

Überdurchschnittlich um 0,9 Prozent stiegen die Preise für Dienstleistungen. Dies sei maßgeblich auf die Erhöhung bei Nettokaltmieten - deren Gewicht im Verbraucherpreisindex gut ein Fünftel beträgt - um 1,2 Prozent zurückzuführen, erklärten die Statistiker. Deutlich mehr kostete auch die Fahrt im Taxi (+ 12,5 Prozent) oder der Haarschnitt beim Friseur (+ 3,4 Prozent). Das dürfte nicht zuletzt an der Einführung des Mindestlohns liegen.

Die Inflationsrate hat sich damit wieder weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt. Die EZB strebt ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent an. Nach der jüngsten Prognose der Deutschen Bundesbank wird dieses Ziel vorerst nicht erreicht. Die Notenbank erwartet in diesem Jahr einen Anstieg der Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. 2016 werde die Inflation - gemessen am europäischen harmonisierten Verbraucherpreisindex - dann auf 1,8 Prozent und im darauffolgenden Jahr auf 2,2 Prozent steigen.