Energie: Heizöl - Einmal volltanken, bitte!
Der Preis ist niedrig und stabil. Für die Mineralölhändler hat der Saisonstart allerdings auch eine Schattenseite.
Düsseldorf. Wenn die Blätter fallen, füllen sich die Heizöltanks. So war es bisher immer. Doch im Krisenjahr läuft das alles etwas anders. Der Handel mit dem Brennstoff läuft nur schleppend an, trotz akzeptabler Preise von etwa 55 Euro pro 100 Liter.
Damit ist er immerhin etwa 30 Prozent günstiger als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr als je nach Region 97 Euro für die gleiche Menge fällig waren.
"Die akademische Regel ist, dass man jetzt kaufen sollte, ehe es kälter wird und der Preis steigt", sagt Rainer Wiek vom Energie-Informationsdienst (EID).
Allerdings gibt er zu Bedenken, dass der entscheidende Rohölpreis so abhängig von Weltpolitik, Konjunktur und den Finanzmärkten ist, dass ein besonderes Ereignis diesen Saison-Effekt auch schnell außer Kraft setzen könnte.
Klaus Biermann, Vorstandsvorsitzender des Gesamtverbandes des deutschen Brennstoff- und Mineralölhandels (GDBM), bringt es auf eine ganz einfache Formel: "Wenn der Tank leer ist, sollte man kaufen."
Und zwar auf Vorrat, wenn der aktuelle Preis niedrig ist - so wie jetzt. Sollten die Preise wider Erwarten noch kräftig anziehen, empfiehlt Biermann, nur die Minimal-Menge einzukaufen und den Tank im nächsten Preistief aufzufüllen.
Die Experten erwarten allerdings in diesem Jahr keine Preissenkung mehr. Wiek rechnet eher damit, dass der Preis für das Heizöl in den nächsten Tagen saisonal bedingt leicht ansteigen könnte, aber: "Solange der Rohölpreis so statisch ist, wird es keine großen Schwankungen geben."
Der Heizölpreis ist abhängig vom Rohöl. Wird das Rohöl auf dem Weltmarkt teurer, steigen auch die Kosten für das Heizöl. Am Donnerstag wurde ein Barrel Rohöl in New York mit 75 Dollar gehandelt, seit Tagen ist der Ölpreis in dieser Größenordnung stabil.
"Die Öl- und damit auch die Heizölpreise haben sich auf einem vernünftigen Niveau stabilisiert. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als der exorbitante Ölpreis im Zuge der Bankenkrise zusammenbrach", sagt Biermann.
Trotz der "vernünftigen" Preise gibt es in diesem Jahr nicht die große, saisonal bedingte Nachfragewelle. Klaus Biermann erklärt: "Das hängt mit der Krise und dem daraus folgenden Zusammenbruch des Ölpreises zusammen. Denn mit dem Rohölpreis sanken auch die Heizölpreise in den Keller."
Viele Kunden hätten sich deswegen schon im Frühjahr, als 100 Liter Heizöl zeitweise nur etwa 43 Euro kosteten, Vorräte angelegt. "Das war vielen deshalb möglich, weil sie eine moderne Ölheizung nutzen, die weniger verbraucht, aber noch die alten großen Tanks hat", sagt Biermann.
Das freibleibende Tankvolumen wurde dann aufgefüllt, als das Öl billig war. Nach Händlerangaben war der Befüllungsgrad der Tanks in deutschen Heizkellern schon Ende Mai auf dem Niveau, das er sonst erst Mitte Oktober erreicht.
Die Händler haben das große Geschäft dieses Jahres schon im Frühjahr gemacht. "Niedrige Preise sind auch für uns Händler gute Preise", sagt GDBM-Vorstand Biermann. Denn die Händler kalkulieren mit einem festen Aufschlag in Euro auf den Einkaufspreis für 100Liter und nicht in Prozent. Wenn der Preis hoch ist, müssen die Händler im Einkauf mehr ausgeben - haben aber keinen höheren Ertrag.
"Außerdem sind unsere Kunden zufriedener, wenn das Öl günstig ist", sagt Biermann. Der Mineralölhandel hat in diesem Jahr ein ordentliches Geschäft gemacht. Für Biermann dürfte es aber aktuell "ein bisschen mehr" sein.