Energieagentur sieht „goldenes Zeitalter“ für Gas
London (dpa) - Die Zukunft des Erdgases als Energiequelle sieht angesichts der anhaltenden Diskussion um die Atomkraft und die Folgen des Klimawandels nach neuesten Berechnungen rosig aus.
Nach einem Sonderbericht der Internationalen Energieagentur IEA, der am Montag in London vorgelegt wurde, dürfte der Anteil von Erdgas an der globalen Energieversorgung bis 2035 auf 25 Prozent steigen. Gegenwärtig liegt er bei 21 Prozent. Damit allein aber könne die Einhaltung international verabredeter Klimaschutzziele nicht erreicht werden, warnte die IEA in ihrem Bericht zum Welt-Energie-Ausblick mit dem Titel: „Stehen wir am Anfang eines goldenen Zeitalters für Gas?“
Nach Angaben der Organisation haben wachsende Sorgen um die Energiesicherheit, die Folgen des Klimawandels und die Atomdebatte unter dem Eindruck der jüngsten globalen Wirtschaft-und Finanzkrise zu einer verstärkten Nachfrage nach Gas geführt. Die zunehmende Nutzung von Erdgas als einem der „saubersten“ fossilen Brennstoffe könnte einen Rückgang bei der Nutzung anderer Energiequellen - inklusive Atom - bewirken, sagte IEA-Chef Nobuo Tanaka. Dies sei „besonders im Hinblick auf den Zwischenfall von Fukushima und die Wahrscheinlichkeit einer reduzierten Rolle für Atomkraft in einigen Ländern“ zu erwarten.
In dem Bericht wird untersucht, wie Erd- und Flüssiggas im globalen Energie-Mix der Zukunft eine größere Rolle spielen könnten. Die zu erwartende Zunahme von Angebot und Nachfrage wird unter anderem unter dem Aspekt eines verstärkten politischen Engagements für Gas untersucht.
Allein in China dürfte dem Bericht zufolge die Gas-Nachfrage bis 2035 auf den Stand der gesamten EU-Nachfrage steigen. Um mit der Nachfrage Schritt zu halten und die Gaspreise konkurrenzfähig zu machen, müsste die jährliche Gasproduktion bis 2035 um 1,8 Billionen Kubikmeter erhöht werden, was dem Dreifachen der gegenwärtigen Gasproduktion in Russland entspräche. Es bestehe ein großes Potenzial für eine größere Rolle des Erdgases, neben einer weiteren Diversifizierung der globalen Energieproduktion, sagte Tanaka.
Allerdings sei Erdgas kein „Wundermittel“ , um die internationalen Klimaschutzziele zur Eindämmung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius zu erreichen. Dazu sei der Einsatz umweltschonender Energien und die Entwicklung neuer Technologien weiterhin unerlässlich.
Nach Angaben der IEA würden die gegenwärtigen Erdgasvorkommen ausreichen, um eine Versorgung auf dem gegenwärtigen Stand für weitere 75 Jahre sicherzustellen. Die Entwicklung der Nachfrage über die nächsten 25 Jahren werde weitgehend von den Hauptkonsumenten China, Indien, sowie den Ländern des Nahen Ostens bestimmt.