Energiekonzern EnBW weiter unter Druck

Karlsruhe (dpa) - Der drittgrößte deutsche Energiekonzern EnBW hat sich nach wie vor nicht von den Folgen des Atomausstiegs erholt. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr 2013 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 9,3 Prozent auf knapp 10,6 Milliarden Euro.

Der Konzernüberschuss brach jedoch um 65 Prozent ein auf 190,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Karlsruhe mitteilte. Als Gründe nannte der neue EnBW-Chef Frank Mastiaux unter anderem die gesunkenen Strompreise sowie höhere Aufwendungen im Bereich Kernenergie durch neue Gesetzesregelungen.

„Die Entwicklung zeigt, dass wir schnell und konsequent handeln müssen“, sagte er. Der Konzern musste mit dem Atomausstieg zwei seiner vier lukrativen Kernkraftwerke vom Netz nehmen. Mastiaux, der Ende vergangenen Jahres die Führung übernahm, hatte im Juni eine strategische Neuausrichtung des Hauses angekündigt. Sie soll bis 2020 rund 7 Milliarden Euro kosten. Vorgesehen ist unter anderem, Tochterunternehmen wieder in den Konzern einzugliedern sowie den Ausbau von Wind- und Wasserkraft massiv voranzutreiben. „Von wenig aussichtsreichen Aktivitäten werden wir uns trennen.“

Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), das um fünf bis zehn Prozent unter dem von 2012 liegt. Dies hatte Finanzvorstand Thomas Kusterer bereits bei der Jahresabschlussbilanz für 2012 angedeutet. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die EnBW einen Überschuss von 473,5 Millionen Euro. Der Konzernumsatz stieg leicht auf 19,24 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent).

Das Geschäft mit Strom ist weiter rückläufig. So verkaufte der Konzern, dessen Aktien fast ausschließlich vom Land Baden-Württemberg und dem Kommunalverband OEW gehalten werden, im ersten Halbjahr rund 64 Milliarden Kilowattstunden. Das waren 4,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dagegen zog der Verkauf von Gas weiterhin deutlich an. Er stieg auf 54 Milliarden Kilowattstunden und damit um 40,9 Prozent.

Mastiaux erklärte erneut, dass er „die Energiewende aktiv und maßgeblich mitgestalten“ wolle. Dafür müsse der Konzern wendiger und kundenfreundlicher werden. Bereits im ersten Halbjahr 2014 sollen deshalb fünf Tochtergesellschaften wieder mit der Mutter verschmelzen: die EnBW Trading GmbH, die EnBW Operations GmbH, die EnBW Vertrieb GmbH, die EnBW Systeme Infrastruktur Support GmbH und die EnBW Erneuerbare und konventionelle Erzeugung AG. Durch diese Verschlankung will das Unternehmen Effizienzgewinne im zweistelliger Millionenhöhe erwirtschaften.

Erste Folgen der Verschlankung zeigen sich bereits beim Personal. Die Zahl der Mitarbeiter sank von 20 108 im Juni vergangenen Jahres auf jetzt 19 774. Dies ist ein Minus von 1,7 Prozent.