Energiepreise purzeln: Inflation bleibt sehr niedrig
Wiesbaden (dpa) - Der kräftige Rückgang der Energiepreise hält die Inflation in Deutschland extrem niedrig.
Im August lagen die Verbraucherpreise wie schon im Juli um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Freitag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Gegenüber dem Vormonat Juli veränderten sich die Verbraucherpreise nach der Schätzung nicht.
Damit bleibt die Jahresteuerung zwar nahe der Nulllinie, der Preisauftrieb fällt aber etwas stärker aus als prognostiziert: Bankvolkswirte hatten eine schwächere Rate von 0,1 Prozent erwartet.
Hauptgrund für die Entwicklung im August war der kräftige Rückgang der Energiepreise um 7,6 Prozent binnen Jahresfrist. Der jüngste Absturz der Ölpreise macht sich bereits an den Tankstellen bemerkbar. Nach Zahlen des ADAC kostet ein Liter E10 derzeit 1,363 Euro, ein Monat zuvor waren es noch 1,447 Euro. Auch der Liter Diesel wurde nach den Angaben etwas günstiger.
Wie die Statistiker weiter berichteten wurden im Urlaubsmonat August auf Jahressicht auch Waren etwas günstiger, während Wohnungsmieten um 1,1 Prozent stiegen und sich Dienstleistungen um 1,2 Prozent verteuerten.
„Die höhere Preise im Dienstleistungssektor zeigen, dass der deutsche Wirtschaft ganz eindeutig keine Deflation droht“, sagte ING-DiBa-Chefökonom Carsten Brzeski. Auch BayernLB-Experte Stefan Kipar betonte: „Der unterliegende Preisauftrieb in Deutschland ist damit, auch aufgrund steigender Löhne, weiterhin intakt.“
Den Währungshütern bereitet die Entwicklung dagegen Kopfzerbrechen. Denn die Inflation in Deutschland und im Euroraum ist seit Monaten weit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent anstrebt.
Um diesen Wert wieder zu erreichen, pumpt die EZB seit Anfang März vor allem über den Kauf von Staatsanleihen pro Monat etwa 60 Milliarden Euro in den Markt. Trotzdem fielen die Verbraucherpreise in Spanien im August gegenüber dem Vorjahr überraschend kräftig um 0,5 Prozent, wie das Statistikamt INE am Freitag in Madrid in einer vorläufigen Schätzung mitteilte.
Zuletzt hatte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet eingeräumt, dass die schwache Preisentwicklung den Währungshütern Sorge bereite. Die EZB sei notfalls zu weiteren geldpolitischen Schritten bereit, sagte Praet: „Es sollte keine Zweifel geben bezüglich des Willens und der Fähigkeit des EZB-Rates zu handeln, falls es nötig wird.“