Entscheidung über Astra-Werke steht kurz bevor

Rüsselsheim/Bochum (dpa) - Die Entscheidung über die künftigen Produktionsstandorte für den Opel Astra steht unmittelbar bevor. Ein Sprecher des Autoherstellers bestätigte am Mittwoch, dass den Beschäftigten im britischen Ellesmere Port ein Angebot unterbreitet worden sei.

Jetzt müssten die Gewerkschaften über die Forderungen nach Flexibilität und Verringerung der Strukturkosten entscheiden. Nach einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ könnte die Entscheidung bei der Europa-Tochter des US-Konzerns General Motors schon am Donnerstag fallen.

Der Astra ist das mit Abstand wichtigste Modell des kriselnden Unternehmens, das beim Absatz wesentlich auf Europa beschränkt ist. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hatte angekündigt, die nächste Astra-Generation aus Kostengründen nur noch in zwei Werken mit Dreischichtbetrieb fertigen zu wollen. Das Werk im polnischen Gliwice gilt nach Medienberichten als gesetzt. Sollten Ellesmere Port und Gliwice den Zuschlag bekommen, müsste das Stammwerk Rüsselsheim die erst im vergangenen Jahr aufgenommene Astra-Produktion abgeben.

Bislang wird das aktuelle Astra-Modell in Rüsselsheim, in Ellesmere Port und Gliwice jeweils im Zweischichtbetrieb produziert. Im Bochumer Werk laufen zudem noch Versionen des Vorgängermodells als „Astra Classic“ für den Export nach Osteuropa vom Band.

Nach früheren Informationen aus Gewerkschaftskreisen überlegt der Konzern, dem Stammwerk zum Ausgleich den bisher in Bochum gefertigten Zafira zu geben. Das könnte für das Bochumer Werk mit 3200 Opelanern das Aus bedeuten. „Hier wird nicht heimlich die Zafira-Produktion vorbereitet“, sagte der Opel-Sprecher. Eine Entscheidung über die künftige Produktion in Bochum nach Auslaufen des Standortsicherungsvertrages 2014 sei noch nicht getroffen. Der Gesamtbetriebsrat verlangt von der Unternehmensführung die Vorlage eines Gesamtkonzepts und will sich bis dahin zu Fragen einzelner Standorte nicht äußern.

Der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel forderte unterdessen „dringend“ Klarheit über die Zukunft des Bochumer Werks. Von der Zukunft des Produktionsstandorts seien in NRW über 45 000 Arbeitsplätze direkt im Werk, in den Partnerbetrieben, bei Dienstleistern und Zulieferbetrieben betroffen. Bereits seit vielen Jahren belaste die ständige Unsicherheit und Unruhe die Menschen im Betrieb, verunsichere die Kunden und schädige nachhaltig die Marke Opel in ganz Deutschland, klagte der Betriebsratschef.

Am Montag findet in Bochum eine Belegschaftsversammlung statt, an der neben Unternehmenschef Karl-Friedrich Stracke auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) als Gast teilnehmen soll.