Eon-Beschäftigte bekommen rund drei Prozent mehr Geld
Hannover/Düsseldorf (dpa) - Kein Streik bei Deutschlands größtem Energiekonzern: Eon zahlt seinen 30 000 Beschäftigten in diesem Jahr trotz geschrumpfter Gewinnerwartung 2,8 Prozent mehr Geld plus einmalig 300 Euro.
Einen entsprechenden Vorschlag des Unternehmens vom vergangenen Freitag nahm die Tarifkommission der Gewerkschaften Verdi und IG BCE am Mittwoch in Hannover mit großer Mehrheit an, wie die Gewerkschaften mitteilten. Über die Einigung muss noch eine zweite Urabstimmung befinden. Dabei gilt die Zustimmung als sehr wahrscheinlich. Zuvor waren drei Tarifrunden gescheitert, der Versorger stand haarscharf vor einem Streik. Vergangene Woche hatten sich weit über 90 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ausgesprochen.
Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit von 13 Monaten. Ausbildungsabsolventen des Jahres 2014 werden nach dem Abschluss befristet für 12 Monate übernommen. Bei der Gründung neuer Konzerngesellschaften würden bestehende Tarifbindungen der Mitarbeiter berücksichtigt. Nach Rechnung der Gewerkschaften ergibt sich aus dem Paket für die Eon-Beschäftigten ein Gesamtvolumen von 3,1 Prozent.
Dies sei ein „tragfähiger Kompromiss“ in der Tarifauseinandersetzung, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott. Einen für Montag bereits vorbereiteten Streik hatten die Gewerkschaften am Wochenende im letzten Moment ausgesetzt, nachdem Eon Entgegenkommen zeigte. Jetzt liege das Ergebnis deutlich oberhalb der Inflationsrate und sorge für reales Plus in den Portemonnaies, sagte der IG BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann.
Eon-Personalvorstand Regine Stachelhaus begrüßte die „rasche und für beide Seiten tragfähige Lösung“. Allerdings müssten die Mitarbeiter sehen, dass Eon vor enormen Herausforderungen stehe. „Wir müssen unsere Kosten im Griff behalten, um im Wettbewerb bestehen und die Zukunft des Unternehmens sichern zu können.“
Der Versorger strukturiert angesichts geschrumpfter Gewinne durch Atomausstieg und Energiewende stark um. Eon will mit dem Sparprogramm „Eon 2.0“ bis 2015 insgesamt 11 000 Stellen abbauen, davon 6000 in Deutschland. Dabei hatte die Ankündigung, Firmenteile nach Rumänien zu verlagern im vergangenen Jahr für Unruhe in der Belegschaft gesorgt.
Nachdem drei Tarifrunden mit einem Maximalangebot des Unternehmens von 1,7 Prozent ergebnislos geblieben waren, hatten die Gewerkschaften das Scheitern der Verhandlungen erklärt und vergangenen Freitag ein hohes Urabstimmungsergebnis für einen Streik präsentiert. Daraufhin kam das deutlich verbesserte Eon-Angebot.
Die Gehaltserhöhung muss trotz voraussichtlich deutlich geringeren Gewinnen finanziert werden: Eon hatte seine Gewinnerwartung für das laufende Jahr Ende Januar auf 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro annähernd halbiert. Der Konzern leidet unter geschrumpften Margen in der Energieerzeugung, der Atomwende und dem weiter hohen Schuldenstand. Einen Streik wollte das Unternehmen nach Ansicht von Beobachtern aber wegen der Kosten und des Imageschadens vermeiden.
Auch beim Konkurrenten RWE mit rund 50 000 Beschäftigten waren am Dienstag mögliche Streiks durch ein verbessertes Angebot der Arbeitgeber vorerst abgewendet worden. Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE beschlossen in Dortmund, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.