Eon kassiert Prognosen und schließt Kraftwerke

Düsseldorf (dpa) - Deutschlands größter Energiekonzern Eon kassiert wegen schwacher Stromnachfrage seine Gewinnprognosen und schließt unrentabel gewordene Gaskraftwerke. Weitere Jobeinschnitte über das bekannte Programm „Eon 2.0“ mit dem Abbau von 11 000 Stellen hinaus seien aber nicht geplant.

Das sagte Konzernchef Johannes Teyssen am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Die Aktie des Dax-Schwergewichts brach am Dienstag zeitweise um mehr als elf Prozent ein.

Als Folge der Energiewende und der starken Einspeisung erneuerbarer Energien zu Spitzenlastzeiten sei gerade mit modernen Gaskraftwerken derzeit kaum Geld zu verdienen, erklärte Teyssen. Geschlossen werden die Gaskraftwerke Irsching 3 bei Ingolstadt (Bayern) und Staudinger 4 in Hessen. Irsching sei im laufenden Jahr erst 87 Stunden am Netz gewesen. Die Margen der Gaskraftwerke seien viel zu gering. „Das reicht für gar nichts“, sagte Teyssen. Die beiden Kraftwerke sollen aber als Notfallreserve im Auftrag des Netzbetreibers Tennet vorerst weiterlaufen.

Eon prüfe auch die Schließung weiterer Gaskraftwerke. Außerdem ist der umstrittene Ausbau des Kohlekraftwerks Staudinger vom Tisch. „Eon hat entschieden, das Neubauprojekt Staudinger 6 nicht fortzuführen“, sagte eine Konzernsprecherin. Anwohner hatten seit Jahren massiv gegen den Neubau protestiert.

Der Eon-Chef nannte das energiepolitische Umfeld „widersprüchlich“ und „grotesk“: Bei stark schrumpfender Stromnachfrage wegen der Wirtschaftskrise werde die erneuerbare Energie weiter stark gefördert. Saubere Gaskraftwerke würden aus dem Markt gedrängt, während sich mit alten Kohleanlagen weiter Geld verdienen lasse.Eon produziert bisher mit Kraftwerken an 20 Standorten fast ein Zehntel des deutschen Strombedarfs.

Für die ersten drei Quartale legte der Konzern zwar gute Zahlen mit einem deutlich auf gut drei Milliarden Euro gestiegenen Konzernüberschuss vor. Auch der Gewinn für das Gesamtjahr entspreche den bisherigen Planungen, erklärte Teyssen: Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde unverändert mit zwischen 10,4 und 11 Milliarden Euro gerechnet. Eon halte auch an seiner Dividendenplanung für 2012 von 1,10 Euro pro Aktie fest.

Der Zwischenbericht enthält keine konkreten Ergebnisaussagen zum kommenden Jahr mehr. Eon überarbeite derzeit seine Planungen und werde Anfang Februar neue Zahlen präsentieren, hieß es. Ursprünglich hatte Eon schon vor längerer Zeit für 2013 ein Ebitda von 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro angekündigt. Für 2015 peilte der Energiekonzern nach Abwicklung seines Restrukturierungsprogramms Eon 2.0 ein Ebitda von 12,5 bis 13 Milliarden Euro an. Auch diese mittelfristigen Aussagen müssten nun überprüft werden, erklärte Teyssen.

Der Konzern hatte 2011 erstmals in seiner Geschichte Milliardenverluste erwirtschaftet. Grund waren unter anderem hohe Gasbezugskosten und die Abschaltung der gewinnbringenden Eon-Atommeiler Isar 1 und Unterweser wegen der schnellen Atomwende. Mit dem Halbjahresergebnis 2012 hatte sich das Geschäft aber schon wieder deutlich erholt - insbesondere, nachdem Eon Anfang Juli rückwirkende, günstigere Verträge für den Gasbezug mit dem russischen Gazprom-Konzern durchsetzen konnte.

Eon verkauft weltweit Gesellschaften und Beteiligungen im Wert von rund 15 Milliarden Euro, um sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren. Dabei ist das Unternehmen weit gekommen. Parallel läuft ein Programm zum sozialverträglichen Abbau von 11 000 Stellen bis 2015. Auch darin sehe sich das Unternehmen im Zeitplan und vielfach im Einvernehmen mit den Gewerkschaften und der Mitbestimmung, sagte Teyssen. Für Spekulationen über weiteren Stellenabbau über das Programm hinaus gebe es keinen Grund.