Ergo streicht bis zu 1350 Stellen im Vertrieb

Düsseldorf (dpa) - Der Versicherungskonzern Ergo streicht zwei Jahre nach seinen Traditionsmarken Victoria und Hamburg-Mannheimer jetzt bis zu 1350 Arbeitsplätze im Vertrieb.

Die derzeit fünf Vertriebsorganisationen sollen zu zwei Einheiten zusammengeführt werden, teilte die Tochtergesellschaft des Rückversicherers Munich Re am Freitag in Düsseldorf mit. Damit fällt bis Anfang 2014 etwa jede vierte Stelle im insgesamt 5000 Arbeitsplätze umfassenden Vertrieb der Ergo weg. Die Zahl der Regionaldirektionen in Deutschland wird den Plänen zufolge von bisher 218 auf 120 fast halbiert. Ergo will mit dem Umbau des Vertriebs 164 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

Zu Ergo gehören neben den Marken Ergo und Ergo Direkt auch der Rechtsschutzversicherer D.A.S., der Krankenversicherer DKV und die Europäische Reiseversicherung ERV. Diese Spezialisten behalten ihre Namen. Vor zwei Jahren hatte der Düsseldorfer Konzern die zum Teil über 100 Jahre alten Marken Victoria und Hamburg-Mannheimer durch den Holdingnamen Ergo bei den Lebens- und Sachversicherungen ersetzt. In den vergangenen Jahren wurden bereits einige Bereiche im Konzern wie die Datenverarbeitung zusammengelegt. Im Vertrieb waren aber noch keine Veränderungen vorgenommen worden. Bisher gibt es für jede Marke eine eigene Vertriebsorganisation. Dies wird nun vereinheitlicht.

Im Detail entfallen von den Stellenstreichungen bis zu 700 auf den angestellten Außendienst und 650 auf den Innendienst. Es werde eine sozialverträgliche Umsetzung der Pläne angestrebt, teilte das Management weiter mit. Die geplanten Veränderungen sollen in den nächsten Monaten mit dem Betriebsräten verhandelt werden. „Die regionale Präsenz der Ergo Vertriebe in Deutschland bleibt gesichert“, erklärte Vorstandsmitglied Rolf Wiswesser. Auch wenn Standorte zusammengelegt werden, sei der Weg der Ergo Vertriebspartner zu ihrer Regionaldirektion im Durchschnitt kürzer als zuvor. Ergo arbeitet mit rund 10 000 selbstständigen Vertretern zusammen.

In den Jahren 2008 bis Ende 2010 hatte Ergo bereits in der Verwaltung 1800 Stellen abgebaut. Im Geschäftsjahr 2011 blieben der Überschuss mit rund 350 Millionen Euro und die Beitragseinnahmen mit 20 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert. Der Düsseldorfer Konzern war 2011 durch eine Sex-Party in Budapest mit Prostituierten als Belohnung für Versicherungsvertreter in die Schlagzeilen geraten. Außerdem musste das Unternehmen einräumen, dass Riester-Verträge mit falschen Kostenberechnungen verkauft worden waren. Ergo habe Maßnahmen ergriffen und offensiv aufgeklärt, sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky bei der Bilanzvorlage Ende März.