Erste Anklagen wegen Kursmanipulation in SdK-Affäre
München (dpa) - Im Skandal um großangelegte Aktienkursmanipulationen hat die Staatsanwaltschaft München I Anklage gegen vier Angeschuldigte erhoben. Unter ihnen sind ehemalige Funktionäre der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) sowie der Herausgeber eines Börsenbriefs.
Wie die Anklagebehörde am Montag mitteilte, sollen sie den Kurswert zahlreicher Aktiengesellschaften durch gezielt verbreitete Nachrichten beeinflusst haben. Mit Hilfe der Kursveränderungen hätten sie Gewinne in Millionenhöhe gemacht.
Die Staatsanwaltschaft wirft zwei der Angeschuldigten vor, in 14 Fällen Aktien zu niedrigen Preisen gekauft und dann über diese Wertpapiere in Börsenbriefen und Fachliteratur positive Nachrichten verbreitet zu haben. Dass sie selbst in erheblichem Umfang in die Aktien investiert hatten, verschwiegen sie demnach. Laut Anklagebehörde erzielten sie mit diesem Vorgehen mindestens 10 Millionen Euro.
Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung falscher Informationen im Zuge des Börsengangs eines Biotech-Unternehmens hätten die ehemaligen SdK-Funktionäre weitere 12,5 Millionen Euro Gewinn gemacht. Ein ehemaliger Sprecher der Schutzgemeinschaft soll dabei auch in zwei Fällen Anleger getäuscht haben. Deshalb wurde er zusätzlich wegen Betrugs angeklagt. Mehrere hunderttausend Euro wurden zudem durch Wetten auf durch Falschinformationen gesteuerte Kursverluste erzielt.
Vor knapp einem Jahr hatten Ermittler bei der bis dahin größten Razzia gegen organisierte Kursmanipulation in Deutschland und Österreich 48 Büro- und Privaträume durchsucht - auch der SdK in München. Die Ermittlungen richten sich insgesamt gegen rund 30 Verdächtige und folgten auf zweijährigen Voruntersuchungen. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte am Wochenende bereits vorab über die Anklageerhebung berichtet.