Erstmals führt eine Frau den Chemieverband

BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale gewählt. Als Bahn-Personalchefin wurde sie bekannt.

Ludwigshafen. Der Chemie-Arbeitgeberverband hat einstimmig eine Frau zur Präsidentin gewählt — ein Novum für die Industrie mit ihren 550 000 Beschäftigten. Margret Suckale, Vorstandsmitglied bei der BASF und bisher Verbands-Vize-Chefin, wird den Verband künftig führen.

Suckale hat sich bundesweit einen Namen erkämpft als Personalchefin der Bahn, die sie auch im beinhart geführten Tarifstreit mit den Lokomotivführern 2007/2008 vertrat. Zum weltgrößten Chemiekonzern BASF stieß die 57-Jährige vor vier Jahren. 2011 zog sie als erste Frau in der Konzerngeschichte in den Vorstand des Branchenprimus ein. Zuständig ist die Managerin unter anderem für das Personal. Zugleich verantwortet sie als Standortleiterin den BASF-Stammsitz in Ludwigshafen, der als größtes Chemiegelände der Welt gilt.

Neben Suckale gab es bisher nur wenige Frauen, die in der Welt der Verbände das Sagen hatten. Als erste Frau an der Spitze einer DGB-Gewerkschaft hat sich Monika Wulf-Mathies in den 80er Jahren hervorgetan. Zwölf Jahre führte sie die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, die später in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufging.

Die Wahl von Margret Suckale macht Frauenverbänden Hoffnung: „Die Verbandswelt ist eine ausgesprochene Männerdomäne. Wenn dort jetzt eine Frau an die Spitze gewählt wird, ist das eine wichtige Entscheidung, und sie war überfällig“, sagt Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR).

Ein solcher Impuls kann nach Zahlen von FidAR nicht schaden: Demnach steigt die Zahl der Frauen in den Führungsetagen der 160 börsenorientierten Top-Unternehmen zwar, aber nur äußerst langsam. Zwölf Jahre nach der Selbstverpflichtung der Wirtschaft, mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu berufen, lag ihr Anteil Ende März bei 11,1 Prozent.

Eine Frau allein kann laut Schulz-Strelow allerdings nicht viel ausrichten: „Studien zeigen, dass erst, wenn zwei bis drei Frauen Teil eines Gremiums sind, sie nicht mehr nur als Frauen, sondern als normale Gesprächsteilnehmer wahrgenommen werden.“