EU-Gipfel: Stresstest soll die Märkte beruhigen

Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen vertrauliche Daten zur Lage der Banken offenlegen.

Brüssel. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich überraschend auf die Offenlegung vertraulicher Daten zur Lage der Banken geeinigt. In der Abschlusserklärung des EU-Gipfels in Brüssel riefen die Mitgliedstaaten zu "Transparenz" bei Stresstests auf.

Nach Frankreich und Spanien hatte sich auch Deutschland offiziell zu einer Veröffentlichung bekannt. Damit soll das Vertrauen an den nervösen Märkten gestärkt werden. Die spanischen Banken hatten zuletzt Schwierigkeiten, Geld an den Märkten aufzunehmen.

Mit einem Stresstest kann in der Bankenwelt (unser Foto zeigt die Skyline von Frankfurt) untersucht werden, ob ein Institut auch bei sehr negativen Entwicklungen an den Märkten oder bei Konjunktureinbrüchen überleben kann.

Übertragen auf die Finanzlage eines Verbrauchers kann etwa geprüft werden, ob Einnahmen, Ersparnisse oder Versicherungsschutz auch dann ausreichen, wenn Auto und Waschmaschine gleichzeitig kaputtgehen, der Arbeitgeber pleite geht und ein neuer Job erst in einem Jahr gefunden wird.

Am 1. Oktober 2009 veröffentlichte die europäische Bankenaufsicht ihren ersten großen Stresstest - aber nur als Zusammenfassung und nicht für einzelne Institute. 25 große Banken in Europa waren untersucht worden.

Das negativste Szenarium ging von einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts in der EU im laufenden Jahr von 2,7 Prozent aus und einer Arbeitslosigkeit von 12Prozent. Selbst unter diesen Umständen, so das Ergebnis, würden alle Institute bis Ende 2010 den aufsichtsrechtlichen Vorgaben nachkommen können.

Die Aufsichtsbehörden in Deutschland sind bisher grundsätzlich zur Verschwiegenheit verpflichtet. So dürfen sie sich zwar die Bücher der Banken genau ansehen, aber in der Regel ebensowenig wie Steuerprüfer einzelne Ergebnisse veröffentlichen.

Seit dem Ausbruch der Finanzkrise gibt es extremes Misstrauen an den Märkten. So verleihen sich zeitweise Banken untereinander kaum noch Geld, weil sie die Risiken einer Pleite nicht einschätzen können und parken die Mittel dann bei der Europäischen Zentralbank zu niedrigeren Zinsen. Eine Veröffentlichung der Stresstest-Daten könnte das Vertrauen stärken und das Funktionieren der Geldmärkte sichern.

Der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) befürchtet, dass die Märkte bei Bekanntgabe bestimmter Ergebnisse überreagieren könnten. "Die Veröffentlichung von Stresstests ist kontraproduktiv und kann zu Fehleinschätzungen in den Märkten führen", hieß es.

Die Privatbanken dagegen sind "im wesentlichen" für eine Veröffentlichung der Stresstests, sagte ein Sprecher des Deutschen Bankenverbandes. Gewährleistet sein müsse aber, dass es keine Fehlinterpretationen gebe.

VÖB-Sprecher Stephan Rabe sagt Nein: "Es soll nichts vertuscht werden." EZB, Bundesbank und die Bankenaufsicht hätten die Daten ohnehin vorliegen. Zudem sei die Debatte derzeit eher ein "Hype": "Ich sehe keine Bank, die im Feuer steht."