EU-Länder gehen gegen Börsenwetten vor
Frankfurt/Main (dpa) - Der Kampf der Euro-Länder gegen die Schuldenkrise und gefährliche Börsengerüchte hat die Finanzmärkte zumindest etwas beruhigen können. Mehrere Länder beschlossen Maßnahmen gegen Leerverkäufe, die von Spekulanten genutzt werden.
Auf den Börsenparketten ging es nach ganz unten und dann wieder etwas nach oben: Die dritte Augustwoche hatte es in sich. Nach elf Verlusttagen in Folge, an denen der deutsche Leitindex Dax bis zu 25 Prozent an Wert verlor, hatte das Börsen-Barometer am Donnerstag erstmals wieder nach oben gezeigt. Am Freitag setzte sich der Trend fort: Nach einem späten Angriff auf die Marke von 6000 Punkten schloss er knapp darunter bei 5997,74 Punkten - das war ein Plus von 3,45 Prozent. Auch andere europäische Börsen schlossen klar im Plus.
Der Nikkei in Tokio war zuvor im späten Handel leicht ins Minus gerutscht. Die Wall Street ließ sich auch durch Zahlen zum extrem schwachen US-Verbrauchervertrauen nicht dauerhaft einschüchtern, der Dow-Jones-Index legte bis 19.00 (MEZ) gut ein Prozent zu.
Als Maßnahme gegen ausufernde Kurs-Spekulationen hatte die Europäische Börsenaufsichtsbehörde ESMA am späten Donnerstagabend in Paris mitgeteilt, dass auch in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien vorübergehend Verbote von sogenannten Leerverkäufen eingeführt oder ausgedehnt werden. Damit soll vor allem die Möglichkeit eingeschränkt werden, aus der Verbreitung falscher Gerüchte Profit zu schlagen.
Leerverkäufe stehen im Ruf, Aktienkurse kräftig ins Rutschen bringen zu können. Mit dem Instrument wetten Spekulanten auf sinkende Kurse einer Aktie. In Deutschland sind bestimmte Leerverkäufe von Bankaktien bereits verboten, seit sich die Staatsschuldenkrise im Mai 2010 zuspitzte. Zuletzt hatten wilde Spekulationen über eine mögliche Abwertung Frankreichs und die Stabilität des französischen Bankensektors die Märkte in Panik versetzt. Die kursschädigenden Gerüchte sollen nun ein behördliches Nachspiel haben, wie die nationale Börsenaufsichtsbehörde AMF erklärte.
Die wichtigsten europäischen Börsen knüpften deutlich an ihre deutliche Erholung vom Vortag an und schlossen noch höher im Plus: Der EuroStoxx 50 stieg um 4,15 Prozent auf 2 307,33 Punkte, nachdem er im frühen Handel noch auf den tiefsten Stand seit März 2009 abgerutscht war. Für den französischen Cac 40 ging es um 4,02 Prozent auf 3 213 Punkte nach oben, der FTSE 100 in London legte um 3,04 Prozent auf 5 320 Punkte zu. Gleichwohl blieb die Nervosität.