EU will den schnellen Computerhandel unterbinden

Brüssel (dpa) - Als Mittel gegen gefährliche Kursschwankungen an den Börsen will die EU-Kommission sekundenschnelle Computergeschäfte unterbinden. „Wir brauchen Regeln für den superschnellen Handel“, sagte die Sprecherin von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am Dienstag in Brüssel.

„Dazu gehören automatische Stopps, die den Handel unterbrechen, falls die Kurse zu schnell fallen.“ Solche Sicherungen sollten in Zukunft verhindern, dass Aktionen von Handelscomputern Börsenkurse rasend schnell abstürzen lassen können. Kommissar Barnier werde im Oktober oder November eine Novelle der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid mit Vorschriften für den Wertpapierhandel vorlegen.

Über die EU-Pläne hatte zuvor auch das „Handelsblatt“ (Dienstag) berichtet. Demnach will die EU-Kommission Börsen und Handelsplattformen dazu verpflichten, Kurssicherungssysteme in ihre Software einzubauen. Elektronische Handelssysteme sollen von der Finanzaufsicht überwacht werden. Der Vorschlag bedarf der Zustimmung des Europaparlaments und der Mitgliedsstaaten.

Im Hochfrequenzhandel kann es bei bestimmten Börsenentwicklungen passieren, dass Computer ohne Befehl eines Händlers in Sekundenbruchteilen automatisch hunderte Verkaufsanweisungen geben. Bei fallenden Kursen kann dies Verkaufswellen nach sich ziehen, was Panikstimmung an den Börsen auslösen kann.

Kommissar Barnier hatte die Überarbeitung der Richtlinie damit begründet, dass der Hochfrequenzhandel die Finanzlandschaft „dramatisch verändert“ und die bisherigen gesetzlichen Regelungen überholt habe. „Der europäische Rechtsrahmen muss mit den Veränderungen der Handelspraktiken und den technologischen Entwicklungen Schritt halten“, sagte Barnier zuletzt.

Mit den neuen Mifid-Regeln will die EU-Kommission auch die Spekulationen mit Rohstoffen begrenzen. Die Finanzaufsichtsbehörden sollen demnach das Recht bekommen, Geschäfte mit Rohstoff-Derivaten zu begrenzen. Für bestimme Transaktionen soll es Obergrenzen geben. „Wir müssen präventiv handeln“, sagte die Barnier-Sprecherin.