Europa zittert vor Hellas-Pleite

Athen versinkt in seinen Schulden. Welche Optionen Europa jetzt noch bleiben.

Athen versinkt in seinen Schulden. Welche Optionen Europa jetzt noch bleiben.

Ja, aber es wird schwieriger. Das Sparprogramm hat die Wirtschaft in die Rezession gestürzt, ohne das Problem zu lösen: Athens Haushalt droht unter dem Schuldenberg zu ersticken. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle warnt: „Wenn die Zusagen erneut nicht eingehalten werden — irgendwo ist dann auch ein Endpunkt erreicht.“ Als Option nannte er einen Schuldenschnitt, bei dem Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssten.

Für die Griechen könnte das die beste Option sein. Die Schuld wird vermindert, damit sinkt die Zinsbelastung und die Tilgungsverpflichtungen nehmen ab. Die Lösung für die Schuldenkrise ist das aber nicht, denn die Griechen müssten ihre laufenden Ausgaben trotzdem ihren Einnahmen anpassen. Sonst würden sie weitere Schulden anhäufen. Außerdem blieben griechischen Banken bei einer Pleite auf Forderungen sitzen: Sie würden dann kollabieren.

Die Gläubiger — darunter die Europäische Zentralbank — müssten ganz oder teilweise auf ihr Geld verzichten. Die EZB würde Staatsanleihen als Verlust verbuchen. Banken oder Versicherer, die in griechische Anleihen investiert haben, wären gezwungen, ihre Papiere abzuschreiben.

Das könnte den wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeuten. Ohne Euro müssten die Hellenen wieder ihre alte Währung Drachme einführen, die eine drastische Abwertung erfahren würde. Über billigere Produkte würde dies zwar der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Athens zugute kommen. Viel schwerwiegender wäre aber, dass zugleich die in Euro aufgenommenen Altschulden infolge der Abwertung der neuen eigenen Währung drastisch steigen würden.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht. An den Finanzmärkten würden nach einem Euro-Austritt wohl schnell andere finanzschwache Länder unter Druck geraten, möglicherweise auch wirtschaftsstarke Länder. Denn letztlich könnte sich kein Investor mehr darauf verlassen, dass nicht auch andere Länder — möglicherweise in Verbindung mit einem Schuldenschnitt — aus dem Euroraum ausscheren. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen entsprechender Länder würden drastisch steigen, und die jeweiligen Länder ähnlich wie Griechenland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit führen. Letztlich könnte so der gesamte Währungsraums ins Wanken geraten.

Wichtig ist vor allem, dass Athen seine Hausaufgaben macht und keine neuen Schulden anhäuft: Der Staat muss verschlankt werden, die Steuerhinterziehung bekämpft, die Privatisierung von Staatseigentum muss weitergehen. Zudem muss das zweite Rettungspaket für Athen umgesetzt werden, dass bis 2014 die Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt garantiert und dem Land so Zeit für tiefgreifende Reformen geben soll.