Europas Automärkte brechen immer weiter ein
Brüssel (dpa) - Europas Staatsschuldenkrise zieht die Automärkte auf dem Kontinent weiter nach unten, das Minus bei den Verkäufen schwächt sich aber etwas ab. China hingegen liegt dank satter Zuwächse bei den Neuzulassungen vor den Europäern.
In beiden Regionen wurden von Januar bis Oktober rund 10,7 Millionen Neuwagen zugelassen, die zweitgrößte Volkswirtschaft liegt jedoch leicht vorn, wie aus Zahlen der Branchenverbände ACEA und VDA vom Freitag hervorgeht. In Europa sanken die Verkäufe im Oktober zum 13. Mal in Folge im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Seit Januar liegt der Markt 7 Prozent unter dem Niveau von 2011. Im Oktober wurden knapp 5 Prozent weniger Neuwagen zugelassen als vor einem Jahr - dabei hatte der Monat sogar mehr Verkaufstage als 2011. Im Vormonat schrumpfte der Markt allerdings noch stärker. Zu Europa zählen dabei die EU-Staaten sowie Norwegen, Island, Lichtenstein und die Schweiz.
Vor allem die südlichen Krisenstaaten gingen in die Knie. In Italien sanken die Neuzulassungen im Oktober um gut 12 Prozent, in Spanien sogar um mehr als ein Fünftel. Auch in Frankreich kamen fast 8 Prozent weniger Neuwagen auf die Straße als vor einem Jahr. Dagegen blieb die Zahl in Deutschland stabil. In Großbritannien stieg die Nachfrage sogar um 12 Prozent.
China legte unterdessen im Oktober um knapp 6 Prozent zu und schob sich damit hauchdünn an Europa vorbei. Größter Automarkt bleiben in dieser Statistik die USA, wo seit Jahresbeginn knapp 12 Millionen Pkw und leichte Transporter zugelassen wurden - rund 14 Prozent mehr als zwischen Januar und Oktober 2011.
Die Hersteller schlagen sich in diesem Umfeld unterschiedlich: Während der VW-Konzern oder die Premium-Autobauer BMW und Daimler in Europa Marktanteile gewinnen, verlieren Volumen-Hersteller wie PSA Peugeot Citroën, Ford oder Renault viele Kunden. Auch bei Fiat und der General-Motors-Tochter Opel sinken die Marktanteile. Besonders deutlich büßte im Oktober die Marke Renault ein: Bei den Franzosen sanken die Zulassungszahlen um rund ein Viertel.
Die Folge sind teure Überkapazitäten - die Hersteller produzieren zum Teil deutlich mehr Autos, als sie loswerden können. Das führte zunächst zu hohen Rabatten. Mittlerweile wollen mehrere Konzerne sogar ganze Werke dicht machen, um Kosten zu sparen. Ford plant, drei Fabriken in Belgien und Großbritannien zu schließen, Peugeot will ein Werk bei Paris eindampfen. Bei Opel steht die Zukunft des Standorts Bochum auf dem Spiel.
Selbst die bislang kaum getroffenen Hersteller mussten zeitweise Bänder anhalten, um nicht zu viele Autos zu produzieren. Und auch für 2013 erwarten Experten keine echte Erholung der Nachfrage in Europa.