Europas größte Bank HSBC streicht 25 000 Jobs
London/Hongkong (dpa) - Europas größtes Bankhaus HSBC zieht die Schraube im Zuge seines massiven Sparprogramms noch fester an und streicht bis zu 25 000 Stellen.
Weitere gut 25 000 Jobs fallen weg, weil sich das Geldhaus aus seinen Geschäften in der Türkei und weitestgehend auch Brasilien zurückziehen will, wie die HSBC am Dienstag in Hongkong mitteilte. Fast jeder fünfte Arbeitsplatz ist damit von der jüngsten Sparrunde betroffen, durch die die Bank Milliarden einsparen will. Im Zuge des Umbaus will die derzeit in London beheimatete HSBC bis Ende des Jahres auch entscheiden, ob sie nach Asien umzieht. Das hatte die Bank schon mehrfach angedroht.
HSBC-Chef Stuart Gulliver will mit dem Umbau auch die Schatten der Vergangenheit loswerden. Wie die anderen britischen Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS), Barclays und Lloyds hat die HSBC nicht nur immer noch an den Folgen der Finanzkrise zu knabbern. In den vergangenen Jahren war sie zudem in die meisten Skandale der Branche verwickelt gewesen.
So hatte die britische Bank Ende 2012 für die unzureichende Kontrolle bei der Geldwäsche von Terroristen und Drogenhändlern eine Strafe von 1,9 Milliarden Dollar bezahlt. Auch wegen des Verkaufs von Kreditausfallversicherungen an ahnungslose Kunden hatte die HSBC herbe Strafzahlungen leisten müssen. Strafen wegen der Manipulation von Devisenkursen hatten das Geschäft noch 2014 belastet. Erst im Februar hatte ein Skandal um die Steuerpraktiken der Schweizer Filiale die Bank erschüttert.
Schon in den vergangenen Jahren hatte die Bank aus Sparzwang massiv Arbeitsplätze abgebaut. Ende 2007 arbeiteten noch mehr als 300 000 Menschen für das Bankhaus, das zu den größten der Welt zählt. Zehn Jahre später werden es nach den aktuellen Plänen nur noch 208 000 bis 211 000 sein. Zuletzt hatte die HSBC rund 258 000 Arbeitsplätze.
Der harte Sparkurs soll die britische Großbank kleiner und profitabler machen. „Wir haben erkannt, dass sich die Welt verändert hat, und dass wir uns mit ihr verändern müssen“, sagte Gulliver. Bis 2017 will Gulliver die Kosten um 4,5 bis 5 Milliarden Dollar senken. In den vergangenen Jahren wurden die Kosten bereits um knapp 6 Milliarden Dollar gedrückt.
Ihr Geschäft in Asien will die HSBC dagegen deutlich ausbauen. „Die Welt ist zunehmend vernetzt, von Asien wird starkes Wachstum erwartet“, sagte Gulliver. Im Laufe des nächsten Jahrzehnt könne der Kontinent Zentrum des globalen Handels werden.
Zu den Plänen passt, dass die HSBC bald auch formell nicht mehr europäisch sein könnte: Ende 2015 soll feststehen, ob die Bank mit asiatischen Wurzeln auch ihren Firmensitz wieder dorthin verlegt. Mit einem Abzug aus London hatten nicht nur die HSBC, sondern auch andere Banken wie die Standard Chartered wegen der strengeren neuen Regeln der EU und Großbritanniens zuletzt immer wieder gedroht. Schwer im Magen liegt den mächtigen Banken etwa, dass das britische Regelwerk eine Trennung von Investmentbank und Kundengeschäft fordert.
Die HSBC machte keine Angaben über einen möglichen neuen Sitz. Hongkong oder Shanghai wären aber eine naheliegende Wahl. Asien ist bereits jetzt die wichtigste Region der Bank. Die ersten Filialen waren 1865 auch in Hongkong eröffnet worden. Das Kürzel der HSBC steht für „Hongkong and Shanghai Banking Corporation“.