Ex-JPMorgan-Banker sollen Spekulationsdebakel verschleiert haben
New York (dpa) - Zwei ehemalige Mitarbeiter von JPMorgan Chase müssen sich im Zusammenhang mit dem Spekulationsdebakel bei der US-Großbank vor Gericht verantworten.
Die Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan wirft den Männern vor, sie hätten die Probleme im vergangenen Jahr verschleiert. Am Mittwoch kam es vor einem New Yorker Bezirksgericht zur Anklage wegen der Fälschung von Dokumenten sowie in der Folge dem Betrug an den Anteilseignern der Bank.
Die zwei Männer arbeiteten in der Londoner JPMorgan-Niederlassung. Hier war auch Bruno Iksil beschäftigt, der als „Londoner Wal“ bekanntwurde. Er hatte diesen Spitznamen wegen seiner gigantischen Finanzwetten bekommen, die den gesamten Markt bewegten, letztlich aber fehlschlugen. Die Zockereien führten nicht nur zu einem finanziellen Verlust von 6,2 Milliarden Dollar, sondern auch zu einem Ansehensverlust für die größte US-Bank. Iksil selbst kooperiert mit den Ermittlern und wird nicht belangt.
Bei den angeklagten Männern handelt es sich um einen Teamleiter und einen Mitarbeiter, der für die Aufzeichnungen der Transaktionen zuständig war. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass sie die Werte der Finanzwetten in den Büchern bewusst zu hoch ansetzten und damit die wahren Verluste verheimlichten. JPMorgan hatte im Mai 2012 zunächst vor einem Spekulationsverlust von 2 Milliarden Dollar gewarnt, verlor letztlich aber dreimal soviel Geld. Die Bank musste ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal 2012 rückwirkend nach unten korrigieren.
Den beiden Bankmitarbeitern, die im Zuge der Aufdeckung der Verluste gehen mussten, droht nun Gefängnis. Zudem verlangt die Börsenaufsicht SEC in einer parallel eingereichten zivilrechtlichen Klage eine Geldstrafe. Allerdings befinden sich die zwei nach Informationen von US-Medien außerhalb des Landes. Es handelt sich um einen Spanier und einen Franzosen.
Wegen der Affäre musste auch die Investmentchefin der Bank, Ina Drew, gehen - eine Vertraute von JPMorgan-Chef Jamie Dimon. Dieser selbst hatte erste Berichte über die gigantischen Finanzwetten und ihre Risiken als „Sturm im Wasserglas“ abgetan, die Verluste aber später als die „dümmste und peinlichste Situation“ bezeichnet, die er jemals erlebt habe. Er nahm einen Gehaltseinschnitt in Kauf, sitzt aber weiterhin fest im Sattel, auch weil die Bank trotz allem im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn einfahren konnte.
Der Spekulationsverlust hatte die Aktie von JPMorgan allerdings kurzzeitig einbrechen lassen und die Frage aufgeworfen, ob die Banken denn nichts aus der Finanzkrise gelernt haben. Dimon musste sich mehrfach vor Ausschüssen des US-Kongresses verantworten. Präsident Barack Obama nutzte den Fall, um für seine Finanzmarktreform zu werben, gegen die Dimon immer wieder gewettert hatte. Die Bank äußerte sich jetzt nicht zu der Anklage.