Ex-Möbelkönig schweigt noch
Gründer Rolf Demuth und drei frühere Manager wegen Bilanzfälschung vor Gericht.
Detmold. Mammutprozess um den Zusammenbruch des einstmals größten europäischen Möbelherstellers Schieder: Seit gestern müssen sich Firmengründer Rolf Demuth und drei seiner früheren Manager wegen schweren Betrugs und Kreditbetrugs verantworten. Sie sollen Bilanzen gefälscht und sich so von Banken und Investoren Kapital erschlichen haben, bis Schieder 2007 pleiteging. Den Schaden beziffern Ermittler auf 234 Millionen Euro.
Zum Prozessauftakt am Landgericht Detmold äußerten sich zunächst nur die mitangeklagten Geschäftsführer. Demuth (71) verschob seine Aussage auf den nächsten Verhandlungstag, weil er akute Herzprobleme hat. Er erschien aber auf der Anklagebank.
Ein angeklagter Ex-Controller in der Geschäftsführung bestätigte die Anklage im Wesentlichen. Er sprach von einem menschlichen Versagen: "Ich bereue es sehr." Zugleich betonte der 50-Jährige: "Eine persönliche Bereicherung von mir hat es nie gegeben." Der Controller schilderte, dass er auf Anweisung gehandelt habe. Aus eigener Tasche müsse er einem der Schieder-Gläubiger noch 300 000 Euro zurückzahlen. Sämtliche Vermögenswerte seien weg. "Das ging so weit, dass an meinem Fernseher ein Kuckuck klebte."
Die Manager sollen mit den Betrügereien zwischen 2004 und 2007 den wirtschaftlichen Niedergang der Firma verschleiert haben. Konzernabschlüsse sollen manipuliert worden sein. Lagerbestände wurden laut Anklage überbewertet oder erfunden. Dadurch sollte die finanzielle Schieflage der Schieder-Gruppe vor allem vor Kredit- und Kapitalgebern verheimlicht werden.
Der 45 Jahre alte ehemalige Geschäftsführer betonte, er habe nie in krimineller Absicht gehandelt. Die Lage bei Schieder habe sich immer mehr zugespitzt. "In dieser Situation kam es zu Fehlentscheidungen und Fehlverhalten. Aber nichts folgte einem Kalkül." Seine berufliche Existenz sei heute nahezu vernichtet. Er fühle sich zu Unrecht als "skrupelloser Bilanzfälscher und Serientrickser" dargestellt, sagte er.
Alle drei mit Demuth angeklagten Geschäftsführer hatten das Unternehmen vor der Insolvenz verlassen. Am 16. September geht der Prozess weiter. Dann will sich Rolf Demuth äußern. dpa