Experten warnen vor Risiken bei Agrar-Freihandel mit Kanada
Berlin (dpa) - Das geplante Freihandelsabkommen der EU mit Kanada könnte deutsche Lebensmittelproduzenten aus Expertensicht unter Druck setzen.
„Ein grundsätzlicher Freihandel würde zu Marktverwerfungen führen“, heißt es in einer Stellungnahme des Bauernverbands für eine Anhörung des Bundestags-Agrarausschusses am Montag in Berlin.
Die für eine gegenseitige Marktöffnung vorgesehenen Mengen für die Einfuhr von Rind- und Schweinefleisch aus Kanada seien zu hoch. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor einem möglichen Druck auf die hiesigen Preise. Umstritten ist, inwiefern die EU-Standards für Umwelt- und Tierschutz zu halten sind.
Der Abschluss des Handelspakts steht noch aus, nachdem sich die EU-Kommission und das nordamerikanische Land im vergangenen Oktober auf Grundzüge geeinigt hatten. Insgesamt sollen demnach künftig mehr als 99 Prozent der Zölle wegfallen. Das Abkommen mit Kanada gilt als Muster für das geplante Freihandelsabkommen der EU mit den USA.
Kanada habe EU-Gesetze zu gentechnisch veränderten Organismen akzeptiert und respektiere auch das europäische Verbot von Hormonen und Wachstumsförderern in der Fleischproduktion, erläuterte der Bauernverband. „Damit ist die Befürchtung, europäische Standards würden ausgehöhlt, nicht gerechtfertigt.“
Dennoch seien Tierschutz- und Umweltauflagen in Nordamerika niedriger und führten somit zu „Wettbewerbsvorteilen der dortigen Produzenten“, hieß es. Daher sei es richtig, besondere Regelungen für „sensible Produkte“ zu treffen. Der BUND befürchtet ein Aufweichen von Standards etwa bei Kennzeichnungen.
Der Bauernverband hob zugleich Chancen für die europäische Branche hervor - vor allem beim Export von Wein und Milchprodukten. Kanada habe 145 Erzeugnisse mit geografischen Angaben anerkannt und wolle sie besonders schützen. Dies sei für deutsche Hersteller von Wein und Bier wichtig. Insgesamt exportierte die EU demnach zuletzt Agrargüter im Wert von jährlich 2,9 Milliarden Euro nach Kanada. Umgekehrt kamen Produkte für 1,9 Milliarden Euro von dort in die EU.