Gewinn steigt Facebook-Daten-Skandal ist auch für Bertelsmann ein Thema
Berlin (dpa) - Der Skandal um die unerlaubte Nutzung der Daten von Millionen Facebook-Nutzern beschäftigt auch den deutschen Medien- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann.
Für Facebook löscht die Bertelsmann-Tochter Arvato mit weltweit 2000 Mitarbeitern Hass-Einträge und Gewaltvideos. Unternehmenschef Thomas Rabe sieht in der Affäre noch viele offene Fragen.
„Für eine Bewertung des aktuellen Datenschutzskandals ist es noch zu früh“, sagte er am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Berlin. „Facebook und die Behörden müssen das jetzt aufarbeiten. Am Ende ist die Frage, wie die Nutzer und die Regulierungsbehörden reagieren.“
Bertelsmann steht zugleich im harten Wettbewerb mit dem US-Unternehmen um Reichenweiten und Werbeerlöse. Raabe kritisierte Steuervorteile für Facebook und die anderen Internetriesen. „Wir zahlen selbstverständlich in allen Ländern Steuern, in denen wir aktiv sind. Aber das machen andere eben nicht.“ Rabe forderte einheitliche Regeln bei Wettbewerbsbeschränkungen und Besteuerung. Durch nationale Märkte dürften keine Nachteile entstehen.
Für das vergangene Geschäftsjahr zog Rabe eine positive Bilanz. Der Anteil der Digitalumsätze sei auf 46 Prozent gestiegen, 2011 waren es nur 30 Prozent. Rabe will mittelfristig die Hälfte des Umsatzes im Digitalgeschäft erzielen.
Auch bei der Erschließung neuer Märkte außerhalb Europas machte Bertelsmann den Angaben zufolge Fortschritte. So wuchs der Umsatzanteil des US-Markts in den vergangenen sechs Jahren um 6 Prozentpunkte auf 20 Prozent des Gesamterlöses. Der Anteil des Europageschäfts soll in den nächsten Jahren von heute 73 auf rund 60 Prozent sinken.
2017 steigerte der Konzern seinen Gewinn um 5,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs leicht um 1,4 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Den größten Anteil steuerte Europas größte werbefinanzierte Sendergruppe, die RTL Group, bei. Auch andere Bereiche liefen rund. Die Musiktochter BMG schaffte beim Umsatz erstmals den Sprung über die Marke von 500 Millionen Euro. Das Geschäft mit Musikrechten und Tonträgern legte um rund 22 Prozent auf 507 Millionen Euro zu.
Dass Rabe alle Unternehmensbereiche auf Nachhaltigkeit trimmt, hatte sich bereits Ende Januar angedeutet. Bertelsmann kündigte überraschend an, Teile der Tochter Arvato verkaufen zu wollen. Das Dienstleistungsgeschäft mit Callcentern und auch den Löschtrupps für Facebook sei zwar profitabel, werfe aber zu wenig ab, um in das digitalgetriebene Geschäft auch in Zukunft aus eigener Kraft genug investieren zu können.
Betroffen sind weltweit 36.000 Mitarbeiter. Wegbrechen würde ein Umsatz von rund 1 Milliarde Euro. Bis Herbst will Rabe eine Entscheidung treffen. Die gesamte Arvato-Tochter legte 2017 zwar beim Umsatz um 1,6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn (Ebitda) aber brach um 10 Prozent auf 320 Millionen Euro ein. Als wesentlichen Gründe nennt Bertelsmann einen Geschäftsrückgang in der Telekommunikationsbranche und hohe Anlaufkosten für Neukunden.
Für 2018 erwartet Finanzvorstand Bernd Hirsch erneut ein Umsatzplus und einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro. Rabe hat sein vor Jahren ausgegebenes Umsatzziel von 20 Milliarden Euro bis 2020 inzwischen über Bord geworfen. „Ziele sind wichtig, aber für uns als Privatunternehmen ist es egal, ob wir es ein Jahr früher oder später erreichen“, sagte er.
Mehr als 80 Prozent des Konzerns mit Sitz im ostwestfälischen Gütersloh und weltweit 119.000 Mitarbeitern gehören Stiftungen, allen voran der Bertelsmann-Stiftung.