Fälscher bedrucken auch Klopapier

Im ersten Halbjahr tauchten in Deutschland mehr Blüten auf. Darunter waren viele plumpe Fälschungen.

Frankfurt. Es ist eine besondere Blüte gewesen, die eine Dame aus Leipzig im Februar von ihrem Geburtstagsblumenstrauß pflückte: Ein falscher 50-Euroschein, gedruckt auf Toilettenpapier. Schon das Einstecken in die Hosentasche überstand die Blüte nicht unbeschadet, und schließlich brachte die Dame den zerfransten Schein zur Leipziger Bundesbankfiliale. Dort wollte sie ihn als beschädigt melden und Ersatz haben - was nicht funktionierte. Die Notenbank kassierte den Schein ein. Wer die Klopapier-Note druckte, blieb unklar.

Die Zahl der in Deutschland registrierten Blüten steigt seit Anfang 2008 wieder merklich. Die Gründe für den Anstieg seien unklar, wie der Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei der Bundesbank, Helmut Rittgen, sagt. Mehr Fälschungen auf dem Markt, mehr Ermittlungserfolg der Polizei oder schlicht Zufall, seien denkbare Erklärungen.

Grund zur Panik müsse niemand haben, betont Rittgen. Auf 10 000 Einwohner kämen in Deutschland pro Jahr acht Fälschungen. "Wir stehen in Deutschland deutlich besser da als der Schnitt, denn im Euroraum kommen pro Jahr 23 Fälschungen auf 10 000 Einwohner."

"Einen verantwortlichen Umgang mit Bargeld müssen wir von jedem Nutzer erwarten", sagt der Leiter des Nationalen Analysezentrums bei der Bundesbank, Rainer Elm. "Wer zum Beispiel einen Joghurt kauft, schaut ja auch auf das Haltbarkeitsdatum. So aufmerksam und vorsichtig muss man mit Bargeld auch umgehen." Am besten sei es, stets mindestens zwei Sicherheitsmerkmale der Scheine zu prüfen.

So hätte die Dame aus Leipzig die Klopapier-Blüte auf Anhieb als Fälschung erkennen können, meint Elm und präsentiert ein weiteres plumpes Exemplar: Ende 2009 wollte jemand an einer Tankstelle in Melsungen nahe Kassel mit einem Quittungsbeleg der Sparkasse Kassel bezahlen, auf den beidseitig das 50-Euromotiv gedruckt war. Doch der Tankwart war aufmerksam: Die Quittung schimmerte durch.

Der Großteil der Blüten sei leicht zu entlarven, sagt Rittgen. Doch wenn hektisch am Kiosk eine Zeitung gekauft wird oder bei schlechtem Licht Geld den Besitzer wechselt, können die Arbeiten professioneller Geldfälscher ziemlich echt wirken. "Das ist ein steter Wettlauf", sagt der Fachmann. Dennoch hole die Gegenseite nicht wirklich auf. "Qualitativ gab es bei den Fälschungen in den vergangenen Jahren keine großen Verbesserungen."