Fans im Kaufrausch: Schals,Tassen und Trikots gefragt
Fußball-Anhänger bescheren den Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga Millionen-Einkünfte. Selbst Schnuller und Rollator werden verkauft.
Düsseldorf. Alt werden mit dem Lieblingsverein — kein Problem bei Borussia Dortmund. Denn ein Rollatorenhersteller und ein Sanitätshaus haben nun die erste mobile Gehhilfe mit der Lizenz zum Fanartikel herausgegeben: den BVB-Fan-Rollator. Und auch über den Tod hinaus muss die Liebe zum Herzens-club nicht sterben.
So kann sich der wahre Anhänger des HSV bereits seit längerem in einer blauen Urne samt aufgedruckter Raute zur ewigen Ruhe betten lassen. Trendsetter dieser Einnahmenvermehrung war einst der 1. FC Köln, der bereits bei der Bundesligagründung im Jahr 1963 erste Fanartikel wie Schals verkauft hat.
Wirtschafts- und Finanzkrise — in den beiden höchsten deutschen Fußballligen ist davon nichts zu spüren. Es ist die Boombranche der Republik. Die Merchandisingeinnahmen der 36 in der Deutschen Fußball Liga (DFL) organisierten Vereine erreichten in der Saison 2011/12 192 Millionen Euro. Allein in Liga eins sind es mehr als 166 Millionen Euro. Tendenz steigend, wie Peter Rohlmann weiß. Seit knapp 17 Jahren erstellt Rohlmann das Fanartikel-Barometer. Seine Informationen bekommt er von den Merchandise-Managern der Vereine, er bezieht sich zudem auf den jährlich erscheinenden Bundesliga-Report der Deutschen Fußball Liga — und Rohlmann verlässt sich auf seine Erfahrung: „Ich erwarte für die abgelaufene Saison einen Zuwachs im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.“
Bis zu 20 Millionen Euro mehr sollen die Vereine in den ersten beiden Ligen also 2012/13 erwirtschaftet haben. Die 200-Millionen-Grenze haben die Clubs damit geknackt.
Doch die Vereine nutzen ein weiteres Geschäftsmodell, um ihre Einnahmen zu steigern. Der Fachmann erklärt: „Die Vereine vergeben auch Lizenzen.“ Besser gesagt: Sie verkaufen die Rechte an ihren Logos. Die Fußball-Anhänger geben demnach pro Saison mehr als 500 Millionen Euro aus für die Fanartikel der Erstligavereine.
So gibt es Autoreifen-Ventilkappen mit dem BVB-Logo, Babyschnuller mit dem Emblem der Königsblauen, Gartenzwerge mit der Raute der Borussia aus Mönchengladbach oder auch Kuscheldecken des FC Bayern.
Die Münchner haben die zahlungskräftigste Anhängerschaft. „Seit Jahrzehnten sind sie unangefochten auf dem ersten Platz“, sagt Marktforscher Rohlmann.
Auf den folgenden Plätzen habe eine Wachablösung stattgefunden. Bis vor zwei bis drei Jahren seien es die Fans vom FC Schalke 04 gewesen, die den zweithöchsten Betrag investierten. Nun sind es die Anhänger des BVB. „Mit dem Erfolg hat Borussia Dortmund eine Sympathie-Explosion erlebt“, erklärt Rohlmann.
Mehr als 500 Fanartikel führen die Erstligaclubs in ihrem Merchandise-Sortiment. Und einig sind sich 75 Prozent der Vereine in beiden Ligen — so schreibt Peter Rohlmann im 15. Fanartikel-Barometer — dass vor allem Trikots die beliebtesten Sortimentsbestandteile sind.
Beliebt sind auch die Maskottchen der Vereine. Sei es Geißbock Hennes in Köln, der Knappe Erwin auf Schalke oder das Fohlen „Jünter“ in Mönchengladbach — sie alle gibt es als Stofftiere. Und die sind vermutlich eher bei den jüngeren Fans beliebt. Den viel Älteren bleibt ja noch der BVB-Rollator.