Finanzmärkte nach EU-Gipfel in Hochstimmung
Berlin (dpa) - Die Finanzmärkte haben sich am Donnerstag nach dem EU-Gipfel in Brüssel förmlich überschlagen. Der Dax schoss zeitweise um 5,3 Prozent auf mehr als 6333 Punkte - den höchsten Stand seit Anfang August.
Der Index für die europäischen Börsenschwergewichte, der Euro Stoxx 50, legte sogar um mehr als 6 Prozent auf rund 2483 Punkte in der Spitze zu. Der Euro sprang erstmals seit Anfang September wieder über die Marke von 1,41 Dollar.
Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone hatten sich in der Nacht zuvor auf Maßnahmen zur Abwehr der Euro-Schuldenkrise geeinigt. Das Hilfspaket für Griechenland beinhaltet unter anderem einen Schuldenschnitt und eine Hebelung des Rettungsfonds EFSF.
Überraschen konnten die Beschlüsse nicht. Dennoch starteten die börsennotierten Unternehmen daraufhin im Plus, was sich im Tagesverlauf allerdings wieder änderte. Die größten Sprünge machten Bankaktien: Für die Commerzbank und die Deutsche Bank ging es um die 15 Prozent nach oben.
Auch andere Börsen wurden von den Entscheidungen aus Brüssel beflügelt: Der japanischen Aktienmarkt, wo das weltweite Börsenkarussell startet, hatte bereits mit einem kräftigen Plus reagiert. Der Nikkei-Index sprang am Donnerstag um 178,07 Punkte oder 2,04 Prozent auf 8926,54 Punkte. Damit wurde erstmals seit acht Wochen die psychologisch wichtige Marke von 8900 Punkten geknackt.
Frankreichs Banken- und Versicherungstitel schnellten an der Börse nach Eröffnung des Handels ebenfalls in die Höhe. Der Leitindex CAC40 zog unmittelbar nach Eröffnung um 3,50 Prozent an - und baute seine Gewinne auf mehr als 5,5 Prozent aus. Die drei wichtigsten Großbanken - Société Générale, BNP Paribas und der Sparkassenverband BPCE - hatten zuvor angekündigt, ihr Eigenkapital im Gesamtvolumen von 8,8 Milliarden Euro aus eigener Kraft aufzustocken. Bei der Großbank Crédit Agricole gilt das als nicht notwendig. Deren Aktien legten um rund 22 Prozent zu - die der Société Générale um fast 20 Prozent und bei der BNP machte der Kurssprung immerhin noch gut 16 Prozent aus.
Die Beschlüsse gegen die Schuldenkrise und einige gute US-Unternehmenszahlen brachten auch der Wall Street deutliche Gewinne. In der ersten Handelsstunde legte der Dow Jones Industrial um 2,04 Prozent auf 12 111,57 Punkte zu und setzte damit seinen Aufwärtstrend fort. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 2,27 Prozent auf 1270,15 Punkte.
Nach unten ging unterdessen die Nachfrage nach risikoarmen deutschen Staatsanleihen. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future fiel auf zeitweise 133,72 Punkte, konnte sich aber im Verlauf vom Tagestief erholen. Im Gegenzug legte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zu.
Experten zufolge sorgten die Gipfel-Ergebnisse für steigende Risikobereitschaft an den Finanzmärkten. Dementsprechend reduzierten sich am Donnerstag auch die Risikoaufschläge für Anleihen von Krisenkandidaten wie Italien und Spanien. Sichere Anlagen wie deutsche Staatstitel seien entsprechend weniger gefragt.