Ölmultis machen Traumgewinne dank teurem Öl
Den Haag/London/Irving (dpa) - Hohe Öl- und Gaspreise treiben die Gewinne der Ölmultis in schwindelerregende Höhen. Auch im dritten Quartal hatte die Branche allen Grund zum Jubeln.
Allein die weltweite Nummer eins, die US-amerikanische ExxonMobil, behielt unterm Strich unglaubliche 10,3 Milliarden Dollar (7,3 Mrd Euro) übrig. Das waren 41 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahlen gab das Unternehmen am Donnerstag im texanischen Irving bekannt.
Die europäischen Rivalen dürfen sich aber auch nicht beklagen: Der hiesige Branchenprimus Shell konnte seinen Gewinn glatt verdoppeln auf unterm Strich rund 7 Milliarden Dollar. Die britische BP hatte bereits zuvor einen Anstieg des Nettogewinns um 174 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar gemeldet. Vor einem Jahr hatte der Konzern allerdings auch noch hohe Rückstellungen für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko bilden müssen.
Während die Natur immer noch geschädigt ist, kann BP langsam zum Tagesgeschäft übergehen. Eineinhalb Jahre nach der schweren Ölpest haben die US-Behörden dem Energiekonzern erstmals eine neue Tiefseebohrung in dem Gewässer erlaubt. Das britische Unternehmen kann damit mehrere Hundert Kilometer vor dem Bundesstaat Louisiana eine Quelle in gut 1800 Metern unter dem Meeresspiegel erschließen, berichtete das „Wall Street Journal“ am Donnerstag. Sie liegt rund 300 Meter tiefer als das damalige Unglücksbohrloch.
Bei der Explosion auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ am 20. April 2010 waren elf Arbeiter ums Leben gekommen. Danach flossen 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer. Erst im August 2010 konnte die defekte Quelle in 1500 Metern Tiefe geschlossen werden. BP gilt als hauptverantwortlich für die weitreichende Umweltverschmutzung.
Das Unternehmen habe mittlerweile freiwillig schärfere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen als gesetzlich vorgesehen, teilte die zuständige Regulierungsbehörde mit. Vor BP haben seit dem Unglück schon andere Unternehmen Genehmigungen für Tiefseebohrungen in US-Gewässern bekommen. Insgesamt seien fast 50 ausgesprochen worden, schreibt das „Wall Street Journal“. Jedes Bohrloch bedeutet bares Geld - gerade bei den derzeit hohen Ölpreisen.
Branchenprimus ExxonMobil konnte dabei nicht nur aus der Förderung, sondern auch aus der Weiterverarbeitung in seinen Raffinerien mehr Profit schlagen. Der Riese buhlt mit dem Elektronikkonzern Apple um den Titel des wertvollsten Unternehmens der Welt. Aktuell liegt ExxonMobil wieder vorn mit einem Börsenwert von 394 Milliarden zu 372 Milliarden Dollar. Allerdings könnte sich das auch schnell wieder umdrehen: Die Ölpreise schwanken stark, zuletzt auch beeinflusst von der Euro-Schuldenkrise und den Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Doch noch ist die Welt der Ölkonzerne in Ordnung. Auch Norwegens führender Energiekonzern Statoil konnte seinen operativen Gewinn um 39 Prozent auf 39,3 Milliarden Kronen (5,1 Mrd Euro) steigern. Im Durchschnitt hätten die Preise für hauptsächlich aus der Nordsee gefördertes Gas und Öl in den letzten drei Monaten um 30 Prozent angezogen, hieß es am Donnerstag in Oslo. Der Nettogewinn sank allerdings aufgrund einer höheren Steuerrate und eines geringeren Finanzergebnisses um 28 Prozent auf 9,9 Milliarden Kronen.
Sowohl die britisch-niederländische Shell als auch BP und ExxonMobil haben die Erwartungen von Analysten erreicht oder gar übertroffen. Shell steigerte seinen Umsatz kräftig um 36 Prozent auf 123,4 Milliarden Dollar, ExxonMobil legte um um 32 Prozent auf 125,3 Milliarden Dollar zu. Während Shell-Chef Peter Voser allerdings von einer „Welle des Produktionswachstums“ in neuen Förderstätten schwärmte, ging die Produktion bei ExxonMobil um 4 Prozent zurück.
BP-Chef Bob Dudley seinerseits will nach der Ölkatastrophe neu durchstarten. In den kommenden Jahren will er vor allem die Ausgaben für die Erkundung neuer Felder verdoppeln sowie die Investitionen in die Tiefsee-Projekte und die Gas-Aktivitäten erhöhen. Finanziert werden soll dies unter anderem durch das bereits laufende Programm von Verkäufen und Ausgliederungen von weniger wichtigen Bereichen. Die Summe, die dadurch eingenommen werden soll, wurde von 30 Millionen auf 45 Millionen US-Dollar erhöht.