Finanzprodukte: Eher Verkäufer als Berater

Verbraucherschutz kritisiert schlechte Aufklärung der Bankkunden.

Berlin. Fonds, Sparpläne, Rentenversicherungen: Geldanlagemöglichkeiten gibt es viele — manchen geht es dabei um Vermögensaufbau für einen Hauskauf, anderen um Vorsorge fürs Alter. Weil Finanzprodukte schwer zu verstehen sind, vertrauen viele Kunden ihren Beratern. Doch Verbraucherschützer monieren, dass Empfehlungen zu oft nicht passen.

Viele Kunden bekämen nicht die Finanzprodukte angeboten, die ihrem Bedarf entsprechen, kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Vor allem gebe es zu hohe Kosten.

Dass der Verkauf von Finanzprodukten als Beratung firmiere, sei eigentlich ein „Etikettenschwindel“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin des Finanzen-Teams beim vzbv. Denn Berater bekommen Provisionszahlungen, wenn Kunden einen Vertrag abschließen. Das führe zu Interessenkonflikten und damit oft zu Fehlberatungen. Zudem verlassen sich viele Verbraucher mangels eigenen Durchblicks auf Einschätzungen der Fachleute. So hatten laut der Studie acht von zehn Kunden, die zur Verbraucherberatung kamen, kurzfristige Einlagen von bis zu einem Jahr. Wie solche Anlagen funktionieren, wussten aber nur 43 Prozent.

Die Finanzbranche weist die Vorwürfe zurück. Kundenbeschwerden bei der Aufsichtsbehörde Bafin hätten sich in den vergangenen Jahren mehr als halbiert, betont die Deutsche Kreditwirtschaft als Dachorganisation von Banken, Sparkassen und Volksbanken. Handle ein Berater gegen die Interessen eines Kunden, könnten ihm Schadensersatzforderungen drohen, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Kündigten unzufriedene Kunden den Vertrag schnell wieder, verlören Vermittler einen Teil der Provision.

„Wir brauchen eine Pflicht zur besten Empfehlung“, fordert Mohn. Bei Beratungen dürften keine Provisionen im Spiel sein, sie müssten, so die Vorstellung, vom Verkauf getrennt werden. In ihrem Koalitionsvertrag haben Union und SPD zudem vereinbart, dass es Finanzmarktwächter geben soll. Damit könnten Schwerpunkt-Verbraucherzentralen beauftragt werden.