Firmen-Insider kaufen Aktien

Eine Reihe von Managern nutzt sinkende Kurse, um ihr Depot zu füllen.

Frankfurt. An den Börsen donnern die Kanonen, doch die Manager der dort gehandelten Firmen lassen sich von den fallenden Kursen kaum beeindrucken.

Im Gegenteil: Bereits seit Wochen kaufen die Insider für ihre persönlichen Depots so viele Aktien der eigenen Unternehmen wie selten zuvor, haben Analysten festgestellt. Aus der Auswertung der Deals errechnet das Forschungsinstitut für Asset Management (FAM) das „Insider-Barometer“, das derzeit immer neue Spitzenwerte erreicht.

Die Liste der kauflustigen Spitzenmanager ist lang. Sie kommen aus kleineren Firmen, aber auch aus Dax-Konzernen wie Linde, Lufthansa, BASF, Metro, Eon oder Merck. Zuletzt schoss Heidelberg-Cement-Aufsichtsrat Ludwig Merckle den Vogel ab, als er sich mit Anteilen im Wert von gut 9,8 Millionen Euro eindeckte.

Nach Analysen der Gesellschaft 2iQ im Auftrag der „Financial Times Deutschland“ liegen die Insider mit ihren Geschäften dabei regelmäßig besser als der Mark: Nach drei Monaten lagen die von ihnen gekauften Aktien 3,5 Prozent über dem Marktschnitt und nach einem Jahr waren es bereits sieben Prozent. Grundlage der Untersuchungen waren mehr als 10 000 gemeldete Insider-Deals von Juli 2002 bis Dezember 2010.

„Insider sind typisch antizyklische Käufer“, sagt der FAM-Wissenschaftler Olaf Stotz. Der Anleger darf mutmaßen, dass sie über die wirtschaftliche Situation und die künftige Geschäftsentwicklung ihrer Firmen mehr wissen als andere Marktteilnehmer.

Allerdings, so warnt auch 2iQ, werden die Geschäfte der Bosse sehr schnell nach Bekanntwerden „eingepreist“. Privatanleger, die dem Spezialwissen der Manager vertrauen und ihre Geschäfte nachvollziehen wollen, müssen daher schnell sein oder sich mit etwas kleineren Brötchen zufriedengeben.

Bei kriselnden Firmen werden Aktienkäufe der Führungsriege gern auch als Hinweis für kommende gute Zeiten herangezogen. Bei Air Berlin etwa deckte sich nicht nur Gründer Joachim Hunold mit weiteren 25 000 Aktien im Wert von 60 000 Euro ein. Auch Interims-Vorstandschef Hartmut Mehdorn legte sich Aktien zum Kaufpreis von mehr als 300 000 Euro ins Depot.

Seine Verbundenheit zum neuen Arbeitgeber demonstrierte auch der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch, der beim Amtsantritt als Vorstandschef des Baukonzerns Bilfinger & Berger 50 000 Euro in 730 Aktien anlegte.

Stotz: „Mit dem eigenen Vermögen ins Risiko zu gehen ist ein starkes Zeichen, mit dem die Manager Vertrauen in die eigene Firma zeigen. Als rein symbolischer Akt kann es teuer werden.“

Dass es auch andersherum gehen kann, hat Lanxess-Chef Axel Heitmann gezeigt, der 253 691 Aktien des von ihm geführten Chemie-Konzerns zum Kurswert von 38,95 Euro auf den Markt warf, selbst damit fast zehn Millionen Euro einstrich, aber einen Kursrutsch an der Börse auslöste.

Vor allem die Größe des Geschäfts hat die Anleger verunsichert, schließlich hat sich Heitmann von 95 Prozent seiner Aktien getrennt.