Fitch droht Zypern mit baldiger Herabstufung
London/Nikosia (dpa) - Die Ratingagentur Fitch hat Zypern nach der Einigung auf ein internationales Hilfspaket für die kleine Inselrepublik abermals mit Abstufung gedroht.
Wegen des angeschlagenen Bankensektors werde das bisherige Rating „B“ unter verschärfte Beobachtung (Rating Watch Negativ) gestellt, teilte die Ratingagentur in London mit. Fitch bewertet Zypern aber weiter weniger negativ als Standard & Poor's („CCC“) und Moody's („Caa3“).
Vor allem das gescheiterte zyprische Bankensystem sei für die Entscheidung verantwortlich, schreibt Fitch. Ob es tatsächlich zu einer Herabstufung kommt, hänge von den Einzelheiten des mit der Troika (EZB, EU, IWF) vereinbarten Programms ab. Entscheidend sei auch die Bereitschaft der zyprischen Behörden zur Umsetzung von Reformen.
Nach dem Rettungspaket sollen Einlagen oberhalb der EU-weiten Sicherungsgrenze von 100 000 Euro an der Banken-Sanierung beteiligt werden. Das zweitgrößte Geldhaus, die Laiki-Bank, wird abgewickelt. Ein Teil ihres Geschäfts wird von der Bank of Cyprus übernommen.
Das kleine Euroland erhält milliardenschwere Finanzhilfen seiner Europartner, die dem Staatshaushalt zugute kommen sollen. Die massiven Probleme des zyprischen Bankensektors sollen indes mit einem Beitrag von Inhabern von Bankeinlagen, Bankanleihen und -aktien angegangen werden. Es ist das erste Mal in der seit 2010 laufenden Euro-Schuldenkrise, dass Geldhäuser nicht mit Steuermitteln gestützt werden.
Die EU-Kommission sieht die Rettung Zyperns unter Einbeziehung von Großsparern und Gläubigern nicht als Modell für die Zukunft. „Der Fall Zypern ist einzigartig, und zwar aus vielerlei Gründen“, sagte die Sprecherin von Binnenmarktkommissar Michel Barnier.
Sie reagierte verhalten auf Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem. Dieser hatte am Vortag erklärt, die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung Zyperns könne als Modell für künftige Hilfsprogramme gelten, war danach aber zurückgerudert.