Fitch senkt Daumen über Italien
Rom/London (dpa) - Nach dem Wahl-Patt muss sich das Euro-Krisenland Italien auf neue Probleme an den Märkten gefasst machen. Als erste Ratingagentur nach dem Urnengang hat Fitch die Kreditwürdigkeit der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft um eine Stufe gesenkt.
Das könnte die Beschaffung von frischem Geld verteuern. Die Bonitätswächter begründeten ihren Schritt damit, dass der Ausgang der Parlamentswahlen Ende Februar die Bildung einer stabilen Regierung in den nächsten Wochen unwahrscheinlich mache.
Die italienische Regierung gab sich am Samstag jedoch zuversichtlich und verwies erneut auf die Fortschritte, die das Land gemacht habe. Wirtschaftsminister Vittorio Grilli gab sich optimistisch mit Blick auf anstehende Anleiheauktionen in der kommenden Woche. Sein Ministerium werde alles tun, „um unser Land zu sichern“, sagte er der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge.
Fitch hatte am Freitagabend bekanntgegeben, dass die Kreditwürdigkeit Italiens eine Stufe tiefer und damit nur noch mit „BBB+“ bewertet werde. Die aktuelle Note liegt damit nur noch drei Stufen über „Ramschniveau“. Zuvor war die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone noch mit „A-“ bewertet worden. Zudem droht Fitch Italien eine weitere Herabstufung an, denn der Ausblick für das Rating ist „negativ“.
Es war die erste Abwertung der Bonität des Euro-Krisenlandes seit den Parlamentswahlen, die wegen des Patts für Unsicherheit an den Märkten gesorgt hatten. Unmittelbar nach der Wahl hatte auch die Ratingagentur Moody's mit einer Abstufung gedroht, da dem Land wegen des Patts zwischen Mitte-Links unter Pier Luigi Bersani und Mitte-Rechts unter dem skandalumwitterten Ex-Premier Silvio Berlusconi politischer Stillstand drohe. Konkurrent Standard & Poor's bewertet Italien wie Fitch mit „BBB+“ - Moody's eine Note schlechter mit „Baa2“.
Fitch spricht angesichts des Wahl-Patts von einer gestiegenen politischen Unsicherheit und einem schwierigeren Umfeld für weitere strukturelle Reformen. Dies stelle einen „Schock“ für die Realwirtschaft dar, die sich bereits in einer tiefen Rezession befinde.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht in dem italienischen Wahlergebnis indes kein Votum gegen den Euro. „Ich weiß nicht genau, welche Motive für die italienischen Wähler ausschlaggebend waren, aber ich denke nicht, dass der Euro oder Europa oder gar die Wirtschaftspolitik der Monti-Regierung die entscheidenden Faktoren für das Wahlergebnis waren“, sagte er der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ (Samstag).
Italien habe „durch die Politik in den vergangenen eineinhalb Jahren mit strukturellen Reformen schrittweise seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert, seine finanzpolitische Situation verbessert und Vertrauen an den Märkten gewonnen“, betonte Schäuble und fügte hinzu: „Das ist die richtige Politik, und zwar unabhängig vom Ausgang von Wahlen. Ich würde dafür werben, dass der Kurs fortgesetzt wird.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass Italien trotz der innenpolitisch komplizierten Situation die Kraft haben werde, „daraus eine Regierung zu bilden“.
FDP-Spitzenkandidat und -Fraktionschef Rainer Brüderle hatte jüngst Diskussionen ausgelöst, weil er einen Austritt Italiens aus der Währungsunion für möglich hält. Es könne sein, „dass sie rausgehen“, hatte Brüderle in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ am Donnerstagabend gesagt. Die Alternative zu einem Euro-Austritt sei, dass Italien drastische Maßnahmen ergreife. Die Entscheidung liege bei Italien. Die SPD kritisierte diese Äußerungen als „unverantwortlich“.