Fitch senkt Bonitätsnote von Italien um eine Stufe
London/Rom/Frankfurt (dpa) - Nach dem unklaren Wahlausgang in Italien hat die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote von Italien um eine Stufe gesenkt. Die Kreditwürdigkeit werde jetzt nur noch mit „BBB+“ bewertet, teilte Fitch am Freitag in London mit.
Zuvor war Italien noch mit „A-“ bewertet worden.
Zudem droht Fitch der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone eine weitere Herabstufung an. Der Ausblick für das Rating ist „negativ“. Die aktuelle Note liegt nur noch drei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau.
Das war die erste Abwertung der Bonität des Euro-Krisenlandes seit den Parlamentswahlen, die wegen des Patts für Unsicherheit an den Märkten gesorgt hatten. Unmittelbar nach dem Urnengang hatte auch die Ratingagentur Moody's mit einer Abstufung der Bonität gedroht, da dem Land wegen des Patts zwischen Mitte-Links und Mitte-Rechts unter dem skandalumwitterten Ex-Premier Silvio Berlusconi politischer Stillstand drohe. Eine Lösung in Rom ist bislang nicht in Sicht. Es drohen Neuwahlen. Konkurrent Standard & Poor's bewertet Italien wie Fitch mit „BBB+“ - Moody's eine Note schlechter mit „Baa2“.
Ein schlechteres Ranking verteuert in der Regel die Kreditaufnahme am Kapitalmarkt. Das kann die Probleme des Euro-Krisenlandes Italien noch verstärken. Der Eurokurs und der italienische Anleihemarkt reagierten kaum auf die Entscheidung von Fitch.
Das Ergebnis der Parlamentswahlen am 24. und 25. Februar mache die Bildung einer stabilen Regierung in den nächsten Wochen unwahrscheinlich, begründete die Agentur die Herabstufung. Die Ratingagentur spricht von einer gestiegenen politische Unsicherheit und einem schwierigeren Umfeld für weitere strukturellen Reformen. Dies stelle einen „Schock“ für die Realwirtschaft dar, die sich bereits in einer tiefen Rezession befinde. Eine schwache Regierung dürfte laut Fitch nur langsam und weniger entschlossen auf externe Schocks reagieren.
Die Rezession in Italien sei bereits eine der schwersten in Europa, schreibt Fitch in seinem Kommentar weiter. Der unerwartete Rückgang der Beschäftigung als auch anhaltend schwache Konjunkturindiktoren sprächen für ein gestiegenes Risiko einer noch schärferen und länger andauernden Rezession. Laut Fitch dürfte die italienische Wirtschaft im Jahr 2013 um 1,8 Prozent schrumpfen. Im Jahr 2012 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 2,4 Prozent gefallen.
Ficht erwartet bei der Fortführung der aktuellen Finanzpolitik, dass der Schuldenstand im Jahr 2013 mit 130 Prozent des BIP seinen Höhepunkt erreichen werde. Bisher hatte Fitch lediglich mit einem Höchstwert von 125 Prozent des BIP im Jahr 2012 gerechnet.