Ford verkauft mehr, Rohstoffkosten drücken Gewinn
Dearborn (dpa) - Ford-Autos sind weiterhin begehrt. Im zweiten Quartal verkaufte der US-Hersteller insgesamt gut 1,5 Millionen Fahrzeuge - 7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
In jeder einzelnen Region habe Ford mehr Kunden gewinnen können, sagte Konzernchef Alan Mulally am Dienstag in Dearborn nahe Detroit. Der Marktanteil in den USA, in Europa und im asiatischen Raum sei gestiegen, erklärte das Unternehmen.
Die gute Stimmung wurde allerdings durch einen Gewinnrückgang getrübt. Materialien hatten sich verteuert. Zudem ging die Einführung neuer Modelle ins Geld und Ford musste für die Abwicklung seiner US-Premiummarke Mercury in die Tasche greifen. Der Gewinn fiel in der Folge um 8 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar (1,7 Mrd Euro).
Besonders das Europageschäft litt unter höheren Kosten: Der Gewinn halbierte sich beinahe auf operativ 176 Millionen Dollar. Dabei hatte Ford seinen Umsatz auf dem Kontinent steigern können. Vor allem auf dem deutschen Markt hatte Ford zuletzt Erfolge gefeiert, während sich die Kunden in manch anderem europäischen Land wegen der Schuldenkrisen zurückhielten.
Ford hatte erst jüngst ein klares Bekenntnis zu seinen deutschen Werken in Köln und Saarlouis abgegeben. Bis mindestens 2017 wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, außerdem werden in diesem und nächsten Jahr mehr als 500 Ingenieure eingestellt. Für Ford arbeiten hierzulande 24 000 Menschen, weltweit sind es 166 000.
Der Konzernumsatz verbesserte sich um 1 Prozent auf 35,5 Milliarden Dollar. Allerdings hatte Ford zwischenzeitlich seine schwedische Tochter Volvo an einen chinesischen Autobauer verkauft. Volvo ausgeklammert, betrug der Zuwachs 13 Prozent. Insofern waren die Anleger beruhigt. Ford übertraf ihre Erwartungen. Der Aktienkurs stieg vorbörslich um mehr als 1 Prozent.
Ford hat ein grandioses Comeback hinter sich: Der Konzern stand am Abgrund, als der ehemalige Boeing-Manager Mulally 2006 antrat und das Steuer herumriss. Während die beiden heimischen Rivalen General Motors und Chrysler im Krisenjahr 2009 pleitegingen und vom Staat gerettet werden mussten, überlebte Ford aus eigener Kraft.
Mulallys Ziel ist es nun, Ford in die Topliga der Autobauer zu führen. Die Verkäufe sollen bis zum Jahr 2015 um satte 50 Prozent auf rund 8 Millionen jährlich steigen. Vor allem in den Schwellenländern Asiens will das Unternehmen zulegen. Das ist eine Kampfansage an das Führungstrio Toyota, General Motors und Volkswagen. Die drei Autoriesen schlagen dort einen guten Teil ihrer Fahrzeuge los.
Im vergangenen Jahr kam Ford auf 5,3 Millionen verkaufte Autos und landete damit im Mittelfeld der Branche. In den USA ist der Konzern dagegen eine große Nummer und wird nur noch von GM übertroffen. Ford feierte in Zeiten steigender Spritpreise Erfolge mit der Einführung des europäischen Kleinwagens Fiesta; auch der kompakte Focus ist im Land der Straßenkreuzer beliebt. Mit den schweren Pick-up-Trucks der F-Serie hat Ford zudem seit Jahren das meistverkaufte Auto der USA im Programm.
Für den weiteren Jahresverlauf gab sich das Management optimistisch. „Wir sind auf dem Weg zu soliden Ergebnissen im Gesamtjahr“, sagte Finanzchef Lewis Booth. Es gebe eine anhaltend starke Nachfrage nach Ford-Autos, erklärte der Konzern. Im laufenden Quartal soll deshalb die Produktion hochgefahren werden.
Chrysler, der drittgrößte Autobauer der USA, musste am Dienstag einen Verlust verkünden, weil er seine Staatshilfen komplett zurückgezahlt hatte. US-Branchenprimus GM legt nächste Woche (4. Juli) seine Zwischenbilanz vor. Die deutsche Tochter Opel schrieb zuletzt weiterhin Verluste.