Übernahme-Probleme Fresenius stellt Zukauf von Akorn in Frage
Bad Homburg (dpa) - Die geplante milliardenschwere Übernahme des US-Arzneiherstellers Akorn wird zum Dauerärgernis für Fresenius.
Bei dem Unternehmen geht der hessische Gesundheitskonzern Vorwürfen nach möglichen Missständen in der Produktentwicklung nach, wie Fresenius in Bad Homburg mitteilte. Zuvor habe es anonyme Hinweisbriefe gegeben, sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm. Er schloss am Dienstag den Rückzug von dem 4,4 Milliarden Euro teuren Zukauf nicht aus.
Die Probleme bei Akorn, einem Hersteller von Cremes und Salben, trüben die Rekordergebnisse bei Fresenius. Der Dax-Konzern erreichte 2017 das 14. Jahr in Folge Höchststände bei Gewinn und Umsatz und verbuchte auch bei der Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) Rekorde.
Vorstandschef Sturm sagte, die Vorwürfe gegen Akorn seien bei der Prüfung der Übernahme nicht bekannt gewesen. Diese sei die „umfangreichste und sorgfältigste“ seiner Amtszeit gegeben. Sollten sich die Vorwürfe gegen Akorn als falsch erweisen, werde Fresenius den Zukauf vollziehen und „zum Erfolg machen“. Sollten die Vorwürfe aber so groß sein, dass sie die strategischen Ziele von Fresenius gefährdeten, behalte sich das Unternehmen den Rückzug von der Übernahme vor, so Sturm. Noch sei es zu früh, darüber zu spekulieren.
Der Gesundheitskonzern führt nun eine unabhängige Prüfung bei Akorn mit externen Experten durch, um die „angeblichen Verstöße“ gegen Vorgaben der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Datenintegrität und Produktentwicklung aufzuklären. Dabei geht es um mögliches Fehlverhalten von Akorn bei der Zulassung von Medikamenten. Fresenius peile weiter die kartellrechtliche Freigabe des Deals in den USA an.
Die umstrittene Übernahme wird für den Konzern zur Dauerbaustelle. Ursprünglich wollte Fresenius den Zukauf Anfang 2018 abschließen, zuletzt zog sich aber die kartellrechtliche Prüfung dahin. Zudem steht Akorn selbst unter Preisdruck und lieferte jüngst schwache Ergebnisse. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich nach einigen gelungenen Übernahmen dieses Mal verhoben haben. Am Dienstag stiegen Fresenius-Aktien deutlich, da die Börse auf ein Aus für die Übernahme spekulierte.
Akorn teilte mit, die Untersuchungen hätten bisher keine Ergebnisse geliefert, die einen wesentlichen Einfluss auf die Geschäfte hätten. Man glaube nicht, dass sie den Abschluss der Übernahme gefährdeten.
2017 war für Fresenius indes ein starkes Jahr. Vor allem dank der starken Klinik-Sparte stieg der Umsatz gemessen am Vorjahr um 15 Prozent auf knapp 33,9 Milliarden Euro und der Gewinn um 16 Prozent auf gut 1,8 Milliarden Euro. Auch bei Flüssigmedizin gab es Zuwächse.
Bei der Dialyse-Tochter FMC stieg ferner der Umsatz um 7 Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs dank der US-Steuerreform um 12 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro. In einem Vergleichsverfahren mit der US-Börsenaufsicht und dem dortigen Justizministerium wegen fragwürdiger Geschäfte hofft FMC außerhalb der USA auf Einigung. Das Unternehmen stellte nun dafür 200 Millionen Dollar zurück.
Fresenius-Anteilseigner sollen für 2017 eine höhere Dividende von 0,75 Euro je Aktie bekommen - die 25. Anhebung in Folge. An FMC-Aktionäre soll eine um 10 Cent auf 1,06 Euro gesteigerte Dividende ausgeschüttet werden. Im neuen Geschäftsjahr peilen Fresenius und FMC wieder Rekorde an. Bei der Dialyse-Tochter sollen 2018 positive US-Steuereffekte von 140 bis 160 Millionen Euro helfen.