Hohe Arbeitslosigkeit Für die Griechen ist die Krise immer noch sehr präsent
Athen (dpa) - Nikos Lachanas muss jetzt mit 680 Euro im Monat auskommen. Der Grieche ist Rentner, zuvor hat er 42 Jahre lang in Hotels gearbeitet.
Seine Rente wurde Schritt für Schritt gekürzt, mittlerweile bekommt er nur noch halb so viel wie vor sechs Jahren. „Ich lebe nicht im Jahr 2060, ich lebe heute und meine Kinder auch“, sagt Lachanas.
Die Euro-Finanzminister haben dem hoch verschuldeten Land eine Reihe an Erleichterungen bei der Schuldentilgung zugestanden. Bis 2060 könnten nach Berechnungen des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) verschiedene Maßnahmen den Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt um etwa 20 Prozentpunkte verringern. Zuletzt lagen die Schulden bei rund 315 Milliarden Euro - etwa 180 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Dafür sollen nun zunächst die Kosten des griechischen Schuldendienstes reduziert werden. So sollen Rückzahlungszeiträume für Kredite aus dem zweiten Hilfsprogramm von 28 auf rund 32 Jahre gestreckt werden. Zudem soll Griechenland von den derzeit extrem günstigen Zinsen profitieren.
Griechenland ist seit 2010 von internationalen Krediten abhängig. Für das dritte Hilfsprogramm in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro hatten sich die Regierung in Athen und die Geldgeber auf ein umfangreiches Reformprogramm bis 2018 verständigt.
Weihnachtsstimmung will da bei vielen Griechen nicht so recht aufkommen. In Athen wurde zwar im Stadtzentrum dekoriert, auf vielen privaten Balkonen fehlen aber in diesem Jahr die Lichterketten. „Superzahlen, tolle Nachrichten - aber was bedeutet das für mich, hier und jetzt?“, fragt der Prokurist Nikos Wrousis mit Blick auf die bis 2060 geplante Verringerung des Schuldenbergs.
Seine Kunden - allesamt kleine Geschäfte und Manufakturen im Westen Athens - sind verzweifelt. „Der Umsatz ist für alle um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2009 zurückgegangen. Jeder Zweite musste seinen Laden schließen“, sagt Wrousis.
Und die Griechen erwarten weitere Sparmaßnahmen. In den Büros des griechischen Finanzministeriums heißt es, der Internationale Währungsfonds (IWF) fordere weitere Einsparungen im Volumen von 4,2 Milliarden Euro nach 2018. Nur so werde man einen primären Überschuss unter Ausschluss der Zinsausgaben von 3,5 Prozent erreichen, wie dies die europäischen Gläubiger und allen voran Berlin wünschten. Es gehe unter anderem um weitere Rentenkürzungen.
Etwa neun von zehn Griechen glauben verschiedenen Umfragen zufolge, dass das Land sich in die falsche Richtung bewegt. In Athen warten abends Dutzende leerstehende Taxis am zentralen Syntagmaplatz vergeblich auf Kundschaft. Weiter entlang der ehemals blühenden Einkaufsstraße Stadiou sind nach wie vor Hunderte Geschäfte geschlossen. Zehntausende Wohnungen stehen in allen Regionen des Landes leer. Mieter gibt es kaum. Und wer eine Wohnung hat, muss enorme Grundbesitzsteuern aufbringen. Mehr als 400 000 gut ausgebildete junge Griechen sind bereits ins Ausland ausgewandert. Fast jeder vierte Grieche ist ohne Job.
„Auf diese Probleme hat die EU keine Antworten“, sagt der Kleinunternehmer Tolis Nikolaou aus dem Stadtteil Pefki. Die Arbeitnehmer zeigen ihren Unmut immer wieder, indem sie auf die Straße gehen. Für Donnerstag waren umfangreiche Streiks vor allem im Bereich Verkehr angekündigt.