Gegenwind für Dax-Konzerne
Siemens, Commerzbank und Deutsche Telekom spüren die Folgen der schwächeren Konjunktur.
Berlin. Die großen deutschen Konzerne, die im Aktienindex Dax vertreten sind, stellen sich auf harte Zeiten ein. Die schwache Konjunktur und die Euro-Schuldenkrise machen ihnen zu schaffen. Siemens-Chef Peter Löscher legt das schärfste Sparpaket seiner Amtszeit auf — die Sechs-Milliarden-Einsparungen werden auch Arbeitsplätze treffen.
Europas größter Elektrokonzern verdient aber weiter Milliarden. Die Telekom kämpft dagegen mit Milliardenverlusten im dritten Quartal. Auch die teilverstaatlichte Commerzbank will ihren Umbau stärker vorantreiben. Ein Überblick:
Ein unerwartetes hartes Sparprogramm von sechs Milliarden Euro für die nächsten zwei Jahre bei Siemens begeistert die Börsen, schockt aber die Beschäftigten. Siemens habe beim Gewinn den Anschluss an die Konkurrenz verloren: „Wir müssen unsere Ärmel hochkrempeln“, sagte Vorstandschef Peter Löscher.
„Das erste Ziel ist nicht Stellenabbau. Aber es wird sich am Ende auf die Arbeitsplätze auswirken.“ Die meisten der 130 000 Siemens-Beschäftigten in Deutschland sind durch eine unbefristete Betriebsvereinbarung vor Kündigungen weitgehend geschützt. Vorstandschef Joe Kaeser betonte, Siemens werde keine Fachkräfte wegschicken, „die wir gerade noch händeringend gesucht haben. Das machen wir garantiert nicht!“ Aber wo Märkte dauerhaft weggebrochen seien, müsse der Konzern Personal abbauen.
Die Commerzbank müht sich zweigleisig aus der Dauerkrise: Beim Personal setzt das Management den Rotstift an, das auch im dritten Quartal schwache Privatkundengeschäft will das Institut mit einer Milliardeninvestition profitabler machen. „Ich glaube, dass vier weitere anstrengende Jahre vor uns liegen“, sagte Konzernchef Martin Blessing.
In einzelnen Filialen sollen Spezialisten zusammengezogen werden, zudem sind flexiblere Öffnungszeiten im Gespräch. Blessing stellte klar: „Wir planen keinen Rückzug aus der Fläche.“ Ende des Jahres soll das Netz 1200 Standorte umfassen.
Durch eine engere Verzahnung von Online-Angeboten und klassischer Filialbank erhofft sich die Bank im Jahr 2016 rund 600 Millionen Euro mehr Kundenertrag. Die Kundenzahl soll von elf auf zwölf Millionen gesteigert werden, operativ soll das Privatkundengeschäft 2016 mehr als 500 Millionen Euro Gewinn abwerfen. Seit Januar 2012 seien 90 000 zusätzliche Kunden gewonnen worden.
Wie viele Mitarbeiter ihren Job durch die Umstrukturierungen verlieren werden, ließ die deutsche Nummer zwei weiter offen. Die Bank kündigte lediglich eine „Anpassung der Personalkapazitäten“ an. Spekuliert wurde über den Abbau von bis zu 6000 der etwa 56 000 Stellen.
Milliardenschwere Abschreibungen im US-Geschäft haben die Deutsche Telekom im dritten Quartal tief in die roten Zahlen gedrückt. Der Konzern verbuchte einen Fehlbetrag von 6,9 Milliarden Euro nach plus 1,07 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Die Dividende soll aber 2013 weiterhin 70 Cent betragen, sagte Vorstandschef René Obermann.
In Deutschland gewann der Konzern 550 000 neue Mobilfunk-Vertragskunden und sieht sich auf dem Weg, die an Vodafone verlorene Mobilfunk-Marktführerschaft zurückzugewinnen. „Wir glauben, dass wir allmählich die Talsohle erreicht haben“, sagte Obermann zum Europageschäft.