Geldnot: Über Saab ziehen dunkle Wolken auf
Zulieferer haben seit Wochen kein Geld bekommen. Jetzt haben sie mit einem Lieferstopp die Bänder stillgelegt.
Stockholm. Die Einschläge beim kleinen Autohersteller Saab häufen sich bedrohlich. Weil Zulieferer seit Monaten ihr Geld nicht mehr bekommen und erstmals mit einem Lieferstopp geantwortet haben, standen im schwedischen Trollhättan am Mittwoch die Bänder zwangsweise still. Alles kein Problem, verkündete der niederländische Saab-Eigner Victor Muller in Stockholm. Sein Vertrauenskredit im Stammland der hochklassigen, aber auch hochpreisigen Schweden-Autos scheint gut ein Jahr nach der Übernahme von General Motors endgültig dahin.
So sehen es zumindest Geschäftspartner wie das Logistik-Unternehmen DB Schenker, das seine Lkw nur noch gegen Vorkasse nach Trollhättan schickt und auch Lieferungen als Pfand für noch offene Rechnungen einbehält. Ganz abgesprungen ist die Werbeagentur Lowe Brindfors nach mehr als einem Jahrzehnt Zusammenarbeit: Seit Dezember seien keine Zahlungen eingegangen.
Unlängst hatte Konzernchef Jan Åke Jonsson überraschend seinen Rücktritt angekündigt, nachdem ein als Finanz- und Vizechef verpflichteter Schwede kurz vor Amtsantritt abgesprungen war — aus „persönlichen Gründen“.
Saabs Muttergesellschaft Spyker Cars im niederländischen Zeewolde verkündete am Mittwoch jedenfalls: „Saab hat ausreichend Mittel, um seinen Liquiditätsbedarf aus den bisherigen und zugänglichen Quellen zu decken.“
Wie lange das mit der bescheidenen Produktion von gerade mal 32 000 Wagen im letzten Jahr, einem Verlust von 218 Millionen Euro und dem in schier unerreichbarer Ferne liegenden Ziel von 80 000 Autos 2011 so bleiben kann, fragen immer mehr Schweden. Das interessiert auch die Hüter der schwedischen Staatskasse, die für einen Kredit der Europäischen Investitionsbank (EIB) an Saab über 217 Millionen Euro bürgt. Weitere 183 Millionen Euro Steuergelder sind über die EIB an Muller geflossen, nachdem er Saab von GM in Detroit übernommen hatte.
Als einzige mögliche Quelle für neues Kapital gilt der russische Spyker-Finanzier Wladimir Antonow. Der möchte auch gerne. Aber GM muss Antonow auf Geheiß des US-Auslandsgeheimdienstes CIA für sechs Jahre an jeder Saab-Beteiligung ausschließen. Der US-Geheimdienst ordnet Antonow Mafia-Kreisen zu. Am Mittwoch aber beantragte er grünes Licht bei Schwedens Behörden für seinen Einstieg mit 50 Millionen Euro bei Saab.