Hannover Messe: Industrie setzt zum Spurt an
Die Unternehmen fahren mit hohen Erwartungen zur weltgrößten Technologie-Schau.
Hannover. Nach einem grandiosen Start ins Jahr setzt die Industrie zum Spurt an — auf neue Rekordwerte. Vor allem die Schlüsselbranche Maschinenbau kann sich vor Aufträgen kaum retten. Das Geschäft boomt, zuletzt hat neben dem Export auch die inländische Nachfrage stark angezogen. Getrübt wird die Euphorie zur Hannover Messe aber durch die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Japan sowie die Kämpfe in Libyen und die Unruhen in arabischen Ländern.
Mehr als 6500 Hightech-Anbieter aus 65 Ländern habe sich zur weltgrößten Technologie-Schau vom 4. bis zum 8. April in Hannover angemeldet. Schwerpunkte sind Maschinenbau, Robotik und Automation, „grüne“ Energietechnik sowie Antriebe für Elektroautos. Die Debatte um einen Atomausstieg dürfte auf der Industriemesse ein großes Thema sein. Energieintensive Branchen wie Aluminium-, Kupfer- oder Stahlindustrie sind auf verlässliche und kostengünstige Stromlieferungen angewiesen.
Auch wenn viele Unternehmen bisher noch keine Auswirkungen der Katastrophe in Japan sehen: Es gibt dennoch Sorgen über demnächst eventuell ausbleibende Zulieferteile aus Fernost. Meist gebe es nicht nur einen, sondern mehrere Lieferanten und damit Möglichkeiten zum Ausweichen, sagen Experten. Das Problem aber sei, dass in Zeiten voller Auftragsbücher alle schon am Anschlag produzierten. Einige Firmen prüfen wegen der Japan-Krise bereits Kurzarbeit.
Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einer starken Position in Branchen wie Auto, Maschinenbau und Elektronik. Der Anteil des Landes am Welthandel beträgt nach einer Studie der Commerzbank zwar nur fünf Prozent. Ernst würde es aber, wenn der Super-Gau in Japan nicht zu verhindern wäre — und die japanische Wirtschaftsleistung dramatisch einbrechen würde.
Angesichts des Klimawandels und der steigenden Rohstoffkosten sind der sparsame Umgang mit Energie und ressourcenschonende Produktionstechniken schon seit längerer Zeit wichtige Messethemen. In diesem Jahr kommen Unwägbarkeiten über die Entwicklung der Ölpreise hinzu, die durch den Krieg in Libyen und die Unruhen in der arabischen Welt weiter steigen könnten.
Kosten sparen bleibt daher aus Sicht der Betriebe ein Gebot der Stunde. Eine zentrale Rolle spielen die erneuerbaren Energien. Zusammen mit konventionellen Trägern deckt dieser Schwerpunkt inzwischen ein Viertel des Programms ab. Auch Energieriesen wie EnBW und Vattenfall sind neben führenden Anbietern aus der Wind-, Solar- und Bioenergie-Branche als Aussteller in Hannover dabei.