Geldwäsche-Skandal belastet HSBC-Gewinn
London (dpa) - Die britische Großbank HSBC legt wegen des Geldwäsche-Skandals in den USA und der Fehlberatung von Kunden in der ersten Jahreshälfte zwei Milliarden US-Dollar zur Seite. Die Rückstellung ließ den Überschuss um 8,3 Prozent auf 8,44 Milliarden US-Dollar sinken, wie HSBC mitteilte.
Hinzu kam angesichts der Schuldenkrise ein enttäuschendes Geschäft in Europa. Weitere Belastungen aus früherem Fehlverhalten schloss Bankchef Stuart Gulliver nicht aus. Mögliche Strafen im Libor-Skandal seien noch gar nicht abzuschätzen.
Die Aktien des Unternehmens reagierten kaum. Die Papiere legten bis zum frühen Nachmittag um gut ein Prozent zu, waren damit aber etwas schwächer als Aktien anderer Banken in Europa.
Für den Geldwäsche-Skandal legte die HSBC in einem ersten Schritt 700 Millionen Dollar beiseite. Der Betrag könne noch steigen, räumte Gulliver ein. Vor rund zwei Wochen hatte das Institut sein Fehlverhalten offiziell eingestanden. Ein Untersuchungsbericht des US-Senats hatte zuvor offengelegt, dass die Bank über Jahre Geldwäsche unterstützt habe. Demnach transferierten HSBC-Filialen Milliarden aus Ländern wie Mexiko, Iran und Saudi-Arabien in die USA. Konkret gezahlt hat HSBC den Angaben zufolge bislang 379 Millionen Pesos (23 Mio Euro) Strafe in Mexiko.
Im Zwischenbericht entschuldigten sich Vorstandschef Gulliver und Verwaltungsratschef Douglas Flint. „HSBC hat in der Vergangenheit Fehler gemacht, die ich sehr bedauere“, erklärte Flint. Das habe dem Ruf der Bank geschadet. Die Manager kündigten eine gründliche Aufarbeitung an, um solche Fälle in Zukunft zu verhindern. Künftig sollten etwa Führungskräfte nicht mehr nur danach bewertet werden, was sie erreicht haben, sondern auch wie sie es erreichen, sagte Gulliver.
Für die Entschädigung von Kunden in Großbritannien legte HSBC weitere 1,3 Milliarden Dollar zurück. Im vergangenen Jahr waren es bereits gut 700 Millionen. Diese Belastungen treffen praktisch alle großen britischen Banken. Sie hatten lange Zeit Kunden sinnlose Kreditausfallversicherungen verkauft. Einen entsprechenden Prozess gegen Verbraucherschützer hatten die Banken im vergangenen Jahr verloren. Am härtesten trifft das Lloyds. Die teilverstaatlichte Bank hat für Entschädigungen bereits 4,3 Milliarden Pfund zurückgelegt und kommt deshalb nicht aus der Verlustzone.
Über mögliche Auswirkungen des Libor-Skandals um manipulierte Zinssätze im Geldmarkthandel traute sich HSBC noch keine Einschätzung zu. Es sei zu früh, mögliche Belastungen zu beziffern. HSBC gehört zu mehr als ein Dutzend Banken, gegen die wegen Manipulationsverdachts ermittelt wird. Konkurrent Barclays hatte 290 Millionen Pfund an die Finanzaufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien sowie an das US-Justizministerium zahlen müssen. Händler der Bank hatten in den Jahren 2005 bis 2009 nachweislich zu niedrige Zinssätze zur Ermittlung des Libor-Satzes gemeldet.
Der Libor gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Darüber hinaus wird er als Referenzzins für diverse Geldgeschäfte herangezogen. Er wird aus einem Durchschnitt der gemeldeten Sätze von 18 Banken ermittelt. Die Behörden gehen davon aus, dass Barclays bei der Manipulation des Libors nicht allein gehandelt hat. Auch die Deutsche Bank ist im Visier.
Das Fehlverhalten überschatte die operativen Fortschritte, räumte Flint ein. So steigerte die Bank trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten in den ersten sechs Monaten ihren Gewinn im Investmentbanking um 5 Prozent auf gut 5 Milliarden Dollar. Zudem kommt der Verkauf von Randbereichen voran - 36 Geschäftsteile sind seit Gullivers Amtsantritt veräußert oder geschlossen. Das brachte einen Sondergewinn von 4,3 Milliarden Dollar vor Steuern und machte negative Effekte aus der Neubewertung der eigenen Verbindlichkeiten mehr als wett.
Die Zahl der Beschäftigten ging um fast 30 000 auf 271 500 zurück. Bis Ende 2013 will Gulliver die jährlichen Kosten um 3,5 Milliarden Dollar drücken.