General Motors verliert weiter Geld mit Opel
Detroit/Rüsselsheim (dpa) - Der Autobauer Opel fährt weiter hohe Verluste ein. Im ersten Quartal 2011 verlor die US-Mutter General Motors mit ihrem Europageschäft um Opel und die kleinere britische Schwester Vauxhall operativ 390 Millionen Dollar oder umgerechnet 263 Millionen Euro.
Immerhin konnte Opel das Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas eindämmen. Damals hatte Europa mit 477 Millionen Dollar in den Miesen gestanden. Konzernweit hat GM dagegen schon seit Jahren nicht mehr so gut verdient wie im ersten Quartal, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte: Starke Autoverkäufe und die Trennung von Anteilen an ehemaligen Tochterfirmen trieben den Konzerngewinn in den ersten drei Monaten des Jahres auf unterm Strich 3,2 Milliarden Dollar hoch. Das ist mehr als dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum und auch mehr, als der erfolgreiche Erzrivale Ford zuletzt übrig behalten hatte.
„GM ist nun fünf Quartale hintereinander profitabel dank der starken Nachfrage der Kunden nach unseren neuen spritsparenden Autos“, sagte Konzernchef Daniel Akerson in Detroit. Alleine 1,9 Milliarden Dollar brachten aber die Verkäufe von Anteilen am Autozulieferer Delphi und dem Autofinanzierer Ally Financial (der ehemaligen GMAC) ein.
Noch Mitte 2009 stand der größte US-Autobauer vor dem Kollaps. Der Staat sprang rettend ein, die Verkaufszahlen stiegen wieder und im November gelang GM die Rückkehr an die Börse. Der Umsatz im Quartal stieg um 15 Prozent auf 36,2 Milliarden Dollar. „Wir liegen im Plan“, sagte Akerson. Experten halten es sogar für möglich, dass GM in diesem Jahr wieder zur Nummer eins der Autobranche aufsteigt und den von der Erdbebenkatastrophe in Japan getroffenen Weltmarktführer Toyota bei der Zahl der verkauften Autos überholt.
Und hier ist auch Opel eine Stütze: Von Januar bis Ende März wurden 320 000 Autos der Marken Opel und Vauxhall abgesetzt - nach 295 000 Wagen ein Jahr zuvor. GM sieht sein Europageschäft auf dem Weg zurück zur Profitabilität. Der bisherige Opel-Chef und jetzige Präsident des GM-Europageschäfts, Nick Reilly, hatte mehrfach verkündet, er wolle Opel in diesem Jahr operativ zurück an die Gewinnschwelle führen. Nach den Kosten für die laufende Restrukturierung wird aber noch einmal ein Minus von 500 Millionen Euro erwartet. Für 2012 hatte Reilly kräftige Gewinne in Aussicht gestellt.
Das Geld verdient GM momentan in der Heimat. Im ersten Quartal lag der operative Gewinn hier bei satten 2,9 Milliarden Dollar. Das Geschäft in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas warf indes weniger ab als im Vorjahreszeitraum. Das beunruhigte die Anleger. Vorbörslich sank der Kurs um 1 Prozent und lag mit 32,80 Dollar unter dem Ausgabekurs vom November mit 33 Dollar. Vor allem der riesige chinesische Automarkt ist mittlerweile enorm wichtig für GM.
GM ist mittlerweile schon fast wieder so erfolgreich wie zu seinen Glanzzeiten in den späten 1990er Jahren, als große Pick-up-Trucks und Geländewagen der Renner in den USA waren. Auch heute sind es die Dickschiffe, die das meiste Geld in die Kasse bringen. Doch langsam wenden sich die Amerikaner handlicheren Autos zu, weil die Spritpreise steigen. GM hat darauf reagiert mit Kleinwagen wie dem Chevrolet Sonic, kompakten Geländewagen wie dem Escape oder dem Elektroauto Volt.
Für das weitere Jahr zeigte sich GM zuversichtlich. Der Konzern sieht keine nennenswerten Belastungen durch die Japan-Krise. Nur kurzzeitig standen Werke wegen Teilemangels still, auch bei Opel in Eisenach. GM will operativ mehr verdienen als im Vorjahr.
Auch der schärfste heimische Rivale Ford profitiert von der Kauflust der Amerikaner und verdiente im vergangenen Quartal annähernd 2,6 Milliarden Dollar. Selbst Chrysler, das vom italienischen Fiat-Konzern kontrollierte Sorgenkind der US-Autobranche, schaffte mit 116 Millionen Dollar zu Jahresbeginn wieder einen kleinen Gewinn.