Gewinne im Keller: RWE bricht Stammgeschäft weg
Essen (dpa) - Bei Deutschlands zweitgrößtem Energieversorger RWE rauschen die Gewinne in den Keller. Sinkende Großhandelspreise und der milde Winter schmälerten im ersten Halbjahr die Erträge in der Stromerzeugung.
Zudem flossen keine Gewinne mehr von der zum Verkauf stehenden Öl- und Gasfördertochter Dea in die Kasse. Wachstumsfelder wie die erneuerbaren Energien sowie der Vertrieb von intelligenten Systemen in Haus- und Verteilnetzen konnten dies nicht ausgleichen.
Wie der Dax-Konzern in Essen mitteilte, ging das um Sondereffekte bereinigte sogenannte nachhaltige Nettoergebnis im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte (62 Prozent) auf 749 Millionen Euro zurück. Im zweiten Quartal gab es somit sogar einen Verlust. Insgesamt fiel der Umsatz in den ersten sechs Monaten um zehn Prozent auf 25,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um ein Drittel auf 3,4 Milliarden Euro zurück.
Die bereits gesenkte Prognose für das Gesamtjahr bestätigte RWE aber. Danach soll das betriebliche Ergebnis bei 6,4 bis 6,8 Milliarden Euro liegen, das nachhaltige Nettoergebnis bei 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro. 2013 hatte RWE netto noch 2,3 Milliarden Euro verdient. Preiserhöhungen in der Grundversorgung bei Strom und Gas seien trotz der angespannten Lage aktuell nicht geplant, teilte der Konzern mit.
Neben sinkenden Verdienstmargen in der Stromerzeugung der Kohle- und Gaskraftwerke drückte auch ein einmaliger positiver Sondereffekt aus dem vergangenen Jahr, der sich 2014 nicht wiederholte, auf die Bilanz. Damals hatte RWE eine Kompensationszahlung des russischen Gasriesen Gazprom über eine Milliarde Euro erhalten.
Der Verkauf der Hamburger Tochter Dea soll laut Vorstandschef Peter Terium bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Dea soll für 5,1 Milliarden Euro an den russischen Oligarchen Michail Fridman gehen. Mit dem Verkauf der Beteiligung an der Urantochter Urenco sei derweil nicht vor 2015 zu rechnen. Weitere Verkaufspläne gebe es nicht.
Da die Gas- und Kohlekraftwerke kaum noch wirtschaftlich laufen, hatte RWE schon Anfang der Woche angekündigt, drei weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 1000 Megawatt (MW) stillzulegen. RWE will insgesamt in Deutschland und in den Niederlanden 9000 MW vom Netz nehmen, in Großbritannien 5000 MW.
Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum 1. August bringt dem Konzern weitere Risiken. RWE fürchtet neue Millionenlasten für seinen Braunkohletagebau. Das EEG sieht vor, die Umlagebefreiung der Industrie für eigenen Stromverbrauch bis 2017 zu überprüfen. Wenn der selbst erzeugte Strom für den Braunkohle-Tagebau umlagepflichtig würde, könnten dreistellige Millionenkosten auf RWE zukommen, sagte Terium. Das sei nicht zu verkraften. Die Braunkohle zählt zu den wenigen gewinnträchtigen Geschäftsfeldern des Unternehmens.
Die Zahl der RWE-Mitarbeiter lag Ende Juni bei 62 693, vor einem Jahr gab es noch 5888 Beschäftigte mehr. Das liegt vor allem am Sparkurs des Konzerns. Bis Ende 2016 sollen es noch 61 000 Mitarbeiter sein.