Größter US-Buchhändler Barnes & Noble vor Verkauf
New York (dpa) - Für die größte US-Buchhandelskette Barnes & Noble gibt es ein Milliarden-Kaufangebot. Der Medienkonzern Liberty Media will einen Aufpreis von 20 Prozent auf den aktuellen Börsenwert zahlen, wie der Buchhändler nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.
Mit den von Liberty gebotenen 17 Dollar je Aktie wäre Barnes & Noble rund 1,02 Milliarden Dollar (gut 700 Mio Euro) wert. Der Aktienkurs sprang nachbörslich sogar auf 17,50 Dollar hoch.
Barnes & Noble hatte sich unter dem Druck von Aktionärsseite bereits im vergangenen Sommer zum Verkauf gestellt, konnte jedoch keinen Käufer finden. Das Problem der stationären Buchhändler in Amerika sind Internet-Konkurrenten, allen voran die weltweite Nummer eins, Amazon. Außerdem geben die Kunden seit der Wirtschaftskrise weniger Geld für gedruckte Bücher aus, während digitale E-Books auf dem Vormarsch sind. Die Nummer zwei im Markt, Borders, musste im Februar Insolvenz anmelden.
Das Kaufangebot hat eine ungewöhnliche Klausel: Der 70-jährige Gründer Leonard Riggio müsse an Bord bleiben - als Aktionär und auch im Management. Riggio ist so etwas wie die Verwirklichung des Amerikanischen Traums im Buchhandels-Geschäft. Er startete 1965 mit einem Laden für Studenten in Manhattan. Wenige Jahre später kaufte er den traditionsreichen, aber heruntergekommenen Buchladen Barnes & Noble auf der New Yorker Fifth Avenue und schmiedete eine landesweite Handelskette.
Dabei scheute Riggio nicht vor einem Preiskrieg gegen die Konkurrenz zurück: In den 70er Jahren war er der erste, der aktuelle Titel von der Besteller-Liste der „New York Times“ mit satten Rabatten von 40 Prozent verscherbelte. Eine Buchpreisbindung wie in Deutschland gibt es in den USA nicht.
Heute hat Barnes & Noble mehr als 700 Filialen plus mehr als 600 College Bookstores, die auf Studenten ausgerichtet sind. Riggio ist auch nach dem Börsengang 1993 größter Anteilseigner von Barnes & Noble. Er erkannte relativ früh das Potenzial digitaler Bücher: Barnes & Noble brachte 2009 den eigenen E-Book-Reader Nook auf den Markt, um das Feld nicht allein Amazons erfolgreichem Kindle zu überlassen. Den Vormarsch des Internet-Konkurrenten zu stoppen, gelang es damit jedoch nicht. Amazon berichtete gerade erst am Donnerstag, dass inzwischen auf 100 verkaufte Print-Bücher 105 Kindle-E-Books kommen. Außerdem preschen auch Apple und Google mit eigenen digitalen Buchläden ins Geschäft vor.
Liberty gehört dem Medienmogul John Malone und ist vor allem im Kabel-TV-Geschäft stark. Außerdem sammelte der Konzern einen bunten Strauß an Beteiligungen vom Shopping-Sender QVC bis zum US-Satellitenradio SiriusXM an.
In Deutschland gehört Liberty der zweitgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber Unity Media, der Kunden in Nordrhein-Westfalen und Hessen versorgt. Aktuell will Malone für 3,2 Milliarden Euro noch Kabel Baden-Württemberg dazukaufen, der Deal wird von Wettbewerbshütern geprüft. 2001 war Liberty mit seinen Kaufplänen für das gesamte Kabelnetz der Deutschen Telekom am Bundeskartellamt gescheitert.